Zur Geschichte von Varzmin bis 1945
Der historischen Dorfform nach, handelt es sich bei dem ehemaligen Gutsdorf Varzmin um ein kleines Gassendorf. Wie bereits beschrieben, war Varzmin aufgeteilt in Varzmin A und B.
Bereits 1480 lässt sich Varzmin als im Besitz der von Grumbkow nachweisen. Die Geschichte von Varzmin ist, wie die einiger Nachbargemeinden (s.: z.B. Zechlin) eng mit dem pommerschen Adelsgeschlecht der von Grumbkow verbunden, auch wenn es zwischenzeitlich in anderen Familienbesitz kam.
Das Geschlecht der von Grumbkow, ein altes pommersches Adelsgeschlecht, konnte auf ein gleichnamiges Stammhaus „Grumbkow“ in der Nachbarschaft verweisen. Die Stammreihe der von Grumbkow beginnt bei dem 1402 geborenen Klaus von Grumbkow, der später als Gutsbesitzer auf Grumbkow genannt wurde.
Ludwig Wilhelm Brüggemann beschreibt in den „Ausführlichen Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes... Hinterpommern“ (1779, S. 1010) Varzmin folgendermaßen: Hierzu gehört ein großes und ein kleines Vorwerk. Außerdem: 2 Bauern, 2 Kossäten, 2 Büdner, eine Wassermühle sowie 1 Katen auf der Feldmark gelegen. Dazu 13 Feuerstellen, „gute Holzung und ist ein zu Mickrow in der Stolpschen Synode eingepfarrtes Dorf, welches aus zwei Antheilen besteht.
Varzmin A
Bereits 1493 gelangt der Besitz an die Familie von Plumpen. 1648 verkaufte Peter von Plumpen seinen Varzminer Anteil erblich für 1117 Gulden an den fürstlichen Hofherren Marcus von Böhn (1605-1669). Er war der Sohn von Michael von Böhn u. Margarethe von Puttkammer. Marcus heiratete Regina von Kleist (1615-1661, Eltern: Jacob von Kleist u. Dorothea von Zart) und hatte zwei Töchter: Anna *1634 und Ernestine. 1687 kaufte der geheime Staats- und Kriegsrat Joachim Ernst von Grumbkow einen Teil des Gutes für 7000 Gulden von den Erben des Marcus von Böhn (Franz Felix, Michael Bernd und. Claus Dietrich von Böhn sowie den Schwiegersöhnen Hans von Hagen und Paul von Woyen). 1680 kaufte er weitere Teile von den Besitzern bzw. Erben der von Pavel, sowie von den von Stojentin.
Nach dem Tod von Joachim Ernst von Grumbkow kam das Gut an die Witwe Friederika von Podewils, geb. von Grumbkow und wurde so dem Lupowschen Komplex angeschlossen (nachzulesen z. B. in der Ortsbeschreibung Zechlin). Sie war verheiratet gewesen mit dem 1778 gestorbenen Carl Alexander von Podewils. Friedrich Wilhelm von Grumbkow hatte die Übergabe des Erbes an die Witwe Friederike von Podewils, geb. von Grumbkow, erfolglos anzufechten versucht (lt. Gerichtsurteil vom 29.12.1779).
Lt. den Beschreibungen des Ludwig W. Brüggemann gehörte das große Vorwerk und eine Wassermühle zu Varzmin A, sowie 2 Bauern und zwei Kossäten. Er beschreibt es als ehemaliges Lehn der von Plumpen, jetzt aber als Grumbkowsches Lehn.
1806 stirbt Friederike von Podewils, bereits 1800 hatte sie die Güter auf ihre beiden Töchter übergeben. Diese waren 1805 überein gekommen, dass alle Güter in den Besitz von Albertine Friederike Sophie von Podewils *16.03.1773 kommen sollten. 1790 hatte sie Ernst Friedrich Otto von Bonin geheiratet und so gelangte der ehemals grumbkowsche Besitz schließlich an die Familie von Bonin. Nach ihrem Tod 1818 übernimmt der Gemahl das Erbe. 1827 übernimmt Sohn Otto Heinrich Ferdinand von Bonin *12.10.1795 das Familienerbe; er starb 1862 in Darsin. Da er kinderlos blieb, wollte er aus dem Besitz ein Fideikommiß konstituieren. Damit würde der Besitz zukünftig mit einem gebundenen Teil (dem Obereigentum) Familienbesitz bleiben. Gleichzeitig würde dadurch ein Nutzungseigentum geschaffen, das nur einem Familienmitglied zur Verfügung stünde. 1855 wurde der gesamte Güterkomplex Lupow, zu dem Varzmin ebenfalls gehörte, tatsächlich Fideikommiß. Als letzter Majoratsherr stirbt Ernst von Bonin 1931.
Als Rittergutspächter sind für Varzmin A genannt:
- Albert Borchert/Borchardt (1884)
- Gustav Henneberg (1903)
Als Hofmeister:
- Carl Wendt (1883)
- Rudolf Pleines (1903)
- August Berg (1907)
Als Administratoren/Wirtschafter:
- Hermann von Reckow (1876)
- Paul Birr (1893)
- Hermann Bruhnke (1905)
- Gustav Witt (1907)
Als Oberinspektor war der katholische Hermann Hoffmann und seine Ehefrau Elisabeth geb. Riskowsky, ebenfalls kath., als Wirtschafterin tätig (gen. 1888).
Als Vorarbeiter sind genannt:
- August Stricker (1891)
- Emil Jagnow (1895)
- Friedrich Krüger (1908)
1910 waren für Varzmin A 139 Einwohner registriert.
Varzmin B
Hierbei handelt sich um den kleineren Teil des Gutsbesitzes. Wann und warum Varzmin aufgeteilt wurde, konnte nicht ermittelt werden. 1576 kam der Besitz an die Familie von Pavel (Pawel) und blieb auch später im Besitz der Witwe von Pawels.
Lt. Brüggemann gehörte das kleine Vorwerk zu Varzmin B. Außerdem gehörten zwei Büdner sowie die auf der Feldmark gelegene Katen hierzu. Der Besitz lag zu seinem Zeitpunkt n den Händen der Witwe von Pawel.
Im 19. Jahrhundert kam Varzmin B in bürgerlichen Besitz. Als Eigentümer sind bei Karl-Heinz Pagel in „Der Landkreis Stolp in Pommern“ (S. 982f) genannt:
- Schulz (1893)
- Johann Sell (1896)
- Bluhm (1910)
- Paul Führer (1914)
- Wilhelm zum Winkel (bis 1945)
Als Gutsadministrator ist Friedrich Koseck (1875) verzeichnet und als Hofmeister Hermann Woidt (1876) und Franz Woidt (1900).
1938 umfasste Varzmin B 152,5 ha, davon
- 1301 ha Ackerland
- 13 ha Wiesen
- 9,5 Ha Wald.
An Viebestand:
- 14 Pferde
- 60 Rindviecher
- 10 Schafe
- 120 Schweine
Im Jahr 1910 waren für Varzmin B 62 Bewohner registriert.
Wirtschaftliche Entwicklung
1925 gab es in Varzmin 222 Einwohner, 110 männliche und 112 weibliche. Pagel spricht für das Jahr 1939 von einer Wohnbevölkerung von 141. 1925 betrug die Anzahl der Wohnhäuser lediglich 14. Varzmin verfügte über eine Gemeindefläche von 1012 ha. Die Zahl der Haushaltungen wird mit 35 beziffert.
Als Gemeindevorsteher wird für 1931 Pächterin Elfriede Dennert genannt und als Bürgermeister 1934 Deputant Paul Döhring.
Neben den beiden Gütern gab es noch einen weiteren landwirtschaftlichen Betrieb, allerdings lediglich mit einer Fläche von unter 5 ha. Genannt sind im Laufe der Geschichte bis 1945 43 Deputanten.
Als Pächter sind für Varzmin angeführt:
- Johann Steinhardt, wh. Varzmin (1827)
- Ernst Minx, wh. Varzmin A (1862)
- N. Zollweg, wh. Varzmin (1882)
- Gustav Pett, wh. Varzmin (1893)
- Fritz Lossin, wh. Varzmin B (1895)
- Albert Magdsick, wh. Varzmin B (1897)
Varzmin weist in seiner Geschichte keine Freileute, keine Hofbesitzer und auch keine Bauern auf. Es gab fast nur Tagelöhner, die häufig nur für kurze Zeit oder wenige Jahre auf den Gütern in Varzmin verweilten. Schaut man sich die Bewohnerliste an, fällt der häufige Wohnortswechsel dieser Menschen ins Auge. Neben den Tagelöhner gab es viele Arbeiter und Arbeiterinnen. Uneheliche Kinder wurden, auf Grund von Armut, recht häufig geboren. Die Väter bekannten sich zwar zu ihren Kindern, sind häufig sogar die Geburtsanzeigende der Kinder, heiraten wurden mangels sicherem Einkommen häufig auf „später“ verschoben. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag pro Hektar lag mit 5,08 Reichsmark (RM) weit unter dem Kreisdurchschnitt (5,98 RM). Das Leben war eher schwer und arm hier.
Neben den Tagelöhnern, Knechten und Arbeitern gab es Stubenmädchen, Kuhfütterer, Oberschweizer, Schäfer und Kutscher. An Berufen wurden ausgeübt: Schmiede, Stellmacher, Rieseler und als Gastwirt Albert Witzke (1892 in Varzmin-Abbau).
Kirche
Die Dorfbewohner waren überwiegend evangelisch und gehörten zur zum Kirchenspiel Mickrow, dessen Kirchenbücher als verschollen gelten. Es gab nur wenige katholische Bewohner (so z. B. 1925 lediglich 3); sie gehörten zum katholischen Kirchspiel Stolp.
Schule
Die Landgemeinde Varzmin verfügte über eine einstufige Volksschule. Ein Lehrer unterrichtete lt. Pagel hier 29 Kinder. „Es war der Lehrer Gehrmann und zuletzt Gerhard Vollbrecht, der 1942 gefallen ist“.
Georg Ernst Gehrmann *11.05.1894, ev. begann das Lehrerseminar am 16.04.1912 und legte seine 1. Lehrerprüfung am 14.08.1914 in Marienburg erfolgreich ab und wurde am 01.01.1919 endgültig im Volksschuldienst angestellt. Seine 2. Lehrerprüfung bestand er am 20.08.1920 in Rambow, Kr. Stolp. Vom 01.09.1924 - 31.07.1936 war er als Lehrer in Varzmin tätig und wechselte dann nach Küssow. Schließlich nahm er einen weiteren Ortswechsel zum 01.06.1940 nach Neustadt/WPR vor.
Weitere genannte Lehrer:
- Ernst Burgmann (gen. 1859)
- Carl Burandt (gen. 1865)