Für Poganitz war sowohl die Wassermühle als auch die Post mit ihrem Postkutschenwesen bis zum Bau der Eisenbahnlinie äußerst bedeutsam. Wurden zunächst nur Briefe oder Pakete transportiert, beförderte der Postkutscher schon bald auch Passagiere als sog. „Personenpost“ in seinen Transportkutschen (17. Jh.). Eine Erhebung von 1813 ergab, dass die Verkehrsverhältnisse sehr schlecht waren, Chausseen gab es hier noch nicht. Wie schwierig die Verbindungswege zu bewältigen waren, kann man folgender kurzen Darstellung aus der Ostpommerschen Heimat von 1931, Nr. 6, S. 26 entnehmen:

„...erfahrene Reisende wußten ein Mittel, wie die nachts durch die Stöße des Wagens beim Schlafen locker gewordenen Zähne wieder im Zahnfleisch befestigt werden konnten: Man spülte den Mund mehrere Stunden mit Branntwein.“

Schlechte Wegeverhältnisse ergänzt durch unbequeme Postkutschen, wo der Aufbaukasten zunächst noch nicht in federnden Ketten oder Lederriemen gestützt war, durchschüttelten die Insassen sehr.

Bis 1822 gab es in Hinterpommern lediglich Sandwege, danach begann der Ausbau der sog. „Kunststraßen“. Eilpostrouten wurden von Berlin aus eingerichtet bzw. ausgebaut. Als Ende der 1820er Jahre die Berlin-Stettin-Chaussee fertig gestellt war, wurde zunächst für die Sommerzeit eine dreispännige Schnellpost mit sechs Innenplätzen eingerichtet. Für die Strecke Berlin-Stettin benötigte sie 16 Stunden. Die Kunststraße wurde in der nächsten Etappe bis Köslin weitergebaut und 1835 konnte der Generalpostmeister bekanntgeben, dass die Schnellpost nun zweimal wöchentlich bis Danzig eingerichtet war. Neunsitzige Wagen kamen zur Anwendung und das Fahrgeld betrug 9 Silbergroschen pro Meile. Auf eingeschlossenes Trinkgeld für den Schwager, wie der Postillion auch genannt ward, wurde hingewiesen. Eine festgelegte Gepäckmenge war ebenso im Fahrpreis eingeschlossen. 

In den Orten bzw. den Haltepunkten gab es häufig Krüge und Pferdeunterstellmöglichkeiten, so konnten Mensch und Tier Unterkunft finden oder sich kurz erfrischen. Posthaltereien boten Möglichkeiten zum Austausch von Pferden, Unterstellung und Versorgung.

Durch diese Kunststraßen, später Reichsstraße R1 und R2 entstand in Hinterpommern eine Hauptverkehrsader, die erst durch den Bau der Eisenbahnlinie Stettin-Danzig 1870 Konkurrenz bekam.

Zwischen nah beieinanderliegenden Orten kam es zu vielfältigen Überschneidungen, so bei den Orten Poganitz und Sochow (s. a.: Ortsbeschreibung Sochow).

Vor dem Chausseehaus in Poganitz, dass später zur Schule umfunktioniert wurde, befand sich eine der Haltestellen der Personen-Post von Danzig nach Stettin (lt. Kösliner Amtsblatt von 1854 war es die 16. Personen-Post):

Kösliner Amtsblatt 1854 – Quelle: http://bibliotekacyfrowa.eu/dlibra/show-content/publication/1550/edition/1377/

 

Die nächsten Haltepunkte von Poganitz waren in östlicher Richtung Darsin (vor dem Kruge) und in westlicher Richtung Mahnwitz (vor dem Kruge). Zu entrichtendes Personengeld sowie Entfernungen sind in dieser amtlichen Bekanntmachung ebenfalls dargestellt.

 

Bei den Ortsbezeichnungen für die Familien der ermittelten Postillons findet sich häufig die Bezeichnung „Poganitz – Sochowscher Antheil“. Zwischen den Postillion-Familien scheint es eine rege Verbindung gegeben zu haben, finden sich doch häufig Paten-Querverbindungen bei den Kindstaufen. Exemplarisch seien hier aufgeführt:

 

Postillionfamilie Klank

Zu den Familien, die sich bis weit ins 18. Jh. in Sochow/Poganitz zurückverfolgen lassen, gehört u. a. die Familie Klank. Der gefundene Urvater war Martin Anton Klank.

Martin Klank war um 1800 geboren und ab ca. 1831 als Postillion im „Sochowschen Antheil“ von Poganitz wohnhaft und tätig. Bei dem historischen Beruf Postillion auch Postillon genannt handelt es sich um einen Postwagenkutscher oder um einen berittenen Postboten. Der Beruf war körperlich sehr anstrengend. Der Postillion war Wind und Wetter ausgesetzt, Straßen war oft kaum passierbar, Kutschen schlecht ausgestattet, auch bestand die Gefahr von Überfällen durch Wegelagerer.

Ob Martin Klank ähnliches erlebt hat, ist nicht überliefert. Seine ursprüngliche Herkunft ebenfalls nicht. Im Februar 1828 hatte er in dem Nachbarort Wendisch Karstnitz die 25jährige Wilhelmine Wunzen, die allerdings später nur noch als geborene „Bunzen“ oder nur „Bunz“ eingetragen ist, geheiratet. Sicherlich kann man hier von einem Schreibfehler des Pfarrers ausgehen, da der Name Wunz oder Wunzen nicht mehr vorkommt. Auch die ersten Kinder sind in Wendisch Karstnitz geboren, bereits 1826 war Johann August unehelich zur Welt gekommen. Im Taufbuch der Ev. Kirche Lupow steht als Vater bereits Martin Klank. Als nächstes Kind wird Louise Friederike im Jahr der Heirat der Eltern 1828 geboren, 1829 folgt Carl Heinrich Klank (Bunz).

Ab 1831 ist die Familie Klank-Bunz in Sochow ansässig. Dort wird Tochter Wilhelmine Dorothea am 12.11.1831 geboren und bei den Taufpaten treffen wir auf Christliebe Klank. Es folgen eine ganze Reihe weiterer Brüder: Ferdinand Friedrich *1833, Eduard Ludwig *1835, Martin Hermann *1838, Albert Rudolf *1840, Theodor Otto *1842.

Die Familie Klank ist mehrfach umgezogen, die Wohnorte lagen aber stets im Kirchspiel Lupow (neben Sochow vorrangig Poganitz und Wendisch Karstnitz). Eintragungen im Kirchenbuch zufolge war Martin auch Tagelöhner, die Wohnortwechsel wären dafür nicht untypisch.

Sowohl Martin Klank als auch seine Ehefrau haben das 70. Lebensjahr nicht erreicht. 1867 sterben kurz hintereinander zuerst der Familienvater Martin Klank am 03. Mai und drei Tage später – am 06. Mai – die verwitwete Wilhelmine Klank, geb. Bunz. Beide starben an Lungenentzündung. Die Altersangaben variieren etwas, wie so häufig in den Eintragungen der Kirchenbücher. Bei der Heirat ist Wilhelmine 25 Jahre, also demnach 1803, 1867 stirbt sie mit 68 Jahren, demnach wäre sie bereits 1799 geboren. Ihr Ehemann war im Alter von 66 Jahre gestorben, also ca. 1801 geboren. Möglicherweise haben die Anzeigenden das Alter der beiden Verstorbenen auch nicht richtig gewusst oder vertauscht. Als letzter Wohnort ist (Alt) Darsin angegeben, dieser Ort lag nur einige Kilometer von Sochow und Poganitz entfernt.

Von den 10 Kindern sind als Hinterbliebene der beiden Verstorbenen jeweils nur noch vier erwachsene Kinder genannt, die anderen sechs sind jeweils schon im Kleinkindalter verstorben (2x Auszehrung, 2x Husten, 2x Wassersucht). Die Sterberate war damals sehr hoch, insbesondere auch die Kindersterblichkeit, Husten, Wassersucht und Auszehrung häufig genannte Todesursachen.

Was ist aus der Nachfolgegeneration geworden? Wie bereits erwähnt, haben von den 10 Kindern nur 4 das Erwachsenenalter erreicht. Die älteren zwei Brüder sind mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln vorwiegend im Kreis Stolp verblieben (vorrangig in den Kirchspielen Lupow, Dammen, Stojentin, Gohren), die Familien der jüngeren zwei Brüder sind nach Berlin gegangen: 

  1. Johann August Klank *1826/67, 1840 Konf. Poganitz, oo zw. 3/1853-8/1856: Caroline Ernestine Steinhardt (*1829 Prebendow, + 1897 Lupow; Elt: Adam Ernst Steinhardt & Caroline Friederike Keplin)
    hat bis Ende 1861 selbst in Sochow gelebt und hier vermutlich eine außereheliche nie offiziell anerkannte Tochter mit Albertine Malenke (*1853) Johanne Auguste, 1867 Konfi Wendisch Karstnitz, oo 1882/26 Lupow: Heinrich August Jagnow,+ Wendisch Karstnitz 1884/50) sowie drei eheliche Kinder bekommen (*1856 Franz Eduard Johann, *1859 Augustine/Albertine Wilhelmine, *1861 Albert August). Weitere Stationen: Nesekow (vier weitere Kinder: *1864 Mathilde Rosalie Friederike, *1866 Auguste Hanna Wilhelmine, *1869 Hermann Friedrich Wilhelm, *1871 August Ferdinand), Tagelöhner in Großendorf, Hofmeister in Dochow und Arbeiter in Labehn, wo er zw. 9/1892-11/1896 verstarb
  2. Louise Friederike *1828/36 Wendisch Karstnitz, +1829/53 Wendisch Karstnitz - Auszehrung
  3. Carl Heinrich *1829/58, 1843 Konfi Sochow, oo zw 11/1850-2/1855: Henriette Charlotte Erdmuth Raddatz (*09.10.1824 Sochow, Elt.: Wilhelm R. u. Charlotte Louise geb. Zemke, *1786, +1849 Sochow)
    hat bis Mai 1858 in Sochow gewohnt, wo die ersten drei von sieben Kinder auch zur Welt kamen: *1855 Friedrike Caroline (+1855), *1856 Caroline Wilhelmine, *1858 Albert Wilhelm (+1858). Weitere Stationen: Poganitz Vorwerk Ewaldgrün (*1860 Theodor Hermann, *1863 Gustav Friedrich, *1865 Carl Wilhelm), Wendisch-Karstnitz (*1869 Carl Friedrich) und dann ab 1892 Rieseler in Labehn, wo er 1899 verstarb (StA1899/8). Seine Ehefrau Henriette starb 1899 ebenfalls dort (StA1899/6)
  4. Wilhelmine Dorothea *1831/104, +1833/46 Poganitz - Auszehrung
  5. Ferdinand Friedrich *1833/73, 1847 Konfi Sochow, wh. 1863 Poganitz, wh. 1875 Stolp, +1893 Berlin, oo vor 10/1861: Wilhelmine Friedrike Staschke *1835 Wendisch Karstnitz (Elt: Carl Friedrich Staschke & Wilhelmine Radtke – vgl. eKB Lupow ~ 1835/54), +1919 Berlin (Anzeigende: Helene Staschke)
  6. Eduard Ludwig *14.03.1835/32 Sochow, +als Ludwig Albert am 27.11.1837/65 Poganitz (2 j, 8 M., 18 T., Husten – Vater: Postillion Martin Klank)
  7. Franz Wilhelm Hermann *1837/1 Poganitz, +1837/72 Poganitz (Husten – Vater: Postillion)
  8. Martin Hermann *1838/97, Konfi 1852 Sochow, +vor 1890 Stolp, oo 1862 Ort unbekannt (Aufgebot Wintershagen 1862/II): Wilhelmine Elisabeth Marzusch *err.1836 Dt. Karstnitz (Elt: Michael Marzusch & Anna Maria Voigt), +1916 Berlin (Anzeigende: Tochter Ida Wenzlaff) uneheliche Tochter Adeline Wilhelmine *1861/125 Sochow, mindestens sechs eheliche Kinder in Stolp: *1867 Marie Wilhelmine (oo1898 Berlin: Richard Franz Wenzlaff), *1869 Emil Wilhelm Heinrich (oo1903/o-o 1914 Berlin: Anna Maria Martha Tunsch verw. Ziesler), *1870 Bertha Therese Adelheid (oo1890 Berlin: Carl Friedrich Wilhelm Ziegel), *1874 Ida Wilhelmine (oo1900 Berlin: Max August Wenzlaff, Sattler) +1919 Berlin, *1877 Erich Gottfried (oo1906 Berlin: Johanna Elsa Voigt, 2. Ehe mit Amanda Lindenau) +1946 Berlin, *1879 Minna Wilhelmine (oo1904/o-o1909 Berlin: Franz Gustav Wilhelm Lühmann)
  9. Albert Rudolph *09.10.1840/103 Poganitz; +1847/68 Sochower Krug (Wassersucht – V.: Postillion)
  10. Theodor Otto *24.06.1842/58 Poganitz, +1847/64 Sochower Krug (Wassersucht – V.: Postillion)

Postillionfamilie Radtke

Um 1830/40 lebte auch die Postillionfamilie Radtke in Poganitz. Es handelt sich um Johann Radtke (Radke) und Ehefrau Friederike geb. Kleschinz. Ein Heiratsnachweis konnte nicht erbracht werden, entweder wurde in einem anderen Kirchenspiel geheiratet (oftmals ja dem der Braut) oder die Heirat fällt in die Zeit, in der die Kirchenbuchseiten fehlen (1831-1870).

Geburt- bzw. Taufeinträge der Kinder sind allerdings erhalten geblieben: Albertine Caroline Radtke *24.03.1839 mit dem Postillionpaten Martin Klank); Friederike Wilhelmine *26.09.1841, hier sind u. a. als Paten eingetragen: Postillon Jacob Ludwig Weiß; Postillionfrau Wilhelmine Klank, geb. Bunz – ebenfalls wohnhaft in beide Poganitz.

Postillionfamilie Guenther

Johann Guenther (auch Gunther) kam um 1829 von Bütow in den Kreis Stolp und heiratete am 13.02.1829 die in Lupow beheimatete Caroline Wilhelmine Selk. Zu diesem Zeitpunkt war 33 Jahre alt und von Beruf Postillon. Bei seiner Braut handelte es sich um die Lupower Kossätentochter des Johann Jacob Selk. Sie war 22 Jahre alt. Die 1. Tochter Johanne Charlotte Justine wird am 03.01.1830 noch in Lupow geboren. Danach zogen sie nach Poganitz, Sochower Antheil, wo 1833 Sohn Ferdinand August Jakob das Licht der Welt erblickte, der im selben Jahr verstarb. Der Vater war nun als Postillon in Poganitz tätig. Auch mit dem nächsten Sohn hatte die Familie kein Glück: Carl Rudolph, geboren 1834 stirbt ebenfalls im selben Jahr. Danach bekam das Ehepaar noch zwei Töchter: Charlotte Caroline (1836) und Caroline Henriette (*u. 1837), letztere starb ebenfalls noch im Jahr der Geburt. Auch diese Eheleute waren über Patenverbindungen mit den anderen Postillionfamilien verbunden, soz. B. die Ehefrau Friederike 1838 bei einem Kind von Postillon Franz Panzer.

Postillonfamilie Panzer

Franz Panzer *err. 1794, zweit ältester Sohn des Georg Panzers und dessen Ehefrau Philippine geb. Garbe aus Langeböse, heiratet am 01.10.1824 in Lupow Christine Charlotte geb. Goschnick. Franz ist als Postillion in Poganitz tätig und mehrfach als Pate bei weiteren Postillionkindern genannt, ebenso seine Ehefrau. Als Beispiele seien genannt:

-1835: Pate beim Postillionkind Friederike Wilke (ELt.: Johann George Wilke u. Henriette geb. Mutschall)

-1837: Pate mit Postillionsfrau Friederike Radtke geb. Klonczinsky bei Postillonkind Franz Wilhelm Klank (Elt.: Martin Klank u. Wilhelmine geb. Bunz)

Und umgekehrt findet man z. B. bei der Taufe der Tochter Caroline Friederike Panzer *14.01.1838 Poganitz als Paten den Postillon Martin Klank, die Postillionsfrau Friederike Radtke geb. Kleschinski sowie die Postillionsfrau Caroline Günther, geb. Selk – alle Poganitz.

1862 starb die Ehefrau Christine Charlotte Panzer geb. Goschnick mit 63 Jahren an Entkräftung. Neben ihrem Gatten hinterließ sie 5 Kinder: August, Johann, Ferdinand, Henriette, Caroline.

Caroline war mit 22 Jahren das jüngste Kind. Die Familie wohnte zu dieser Zeit in Neu Darsin. Unbekannt ist, wie lange der Gatte lebte. Ab ca. 1849 wurde als Beruf in den Urkunden „Tagelöhner“ angegeben.

Weitere Postillionfamilie (nur kurz genannt)

  • Jakob Ludwig Weiss, ebenfalls um 1835 in Poganitz als Postillion tätig. Er wohnte mit Ehefrau Friederike geb. Rosin in Vorwerk Ewaldsgrün/Poganitz. Dort bekamen sie die Kinder Johann Weiss *1835; Carl Ferdinand *1838, P.: Friederike Albertine *1840; August Albert *1841 – als Paten u. a. genannt: Postillon Martin Klank, Postillon Johann George Radtke u. Postillionfrau Henriette Wilhelmine Weiss geb. Muttschalk). Jakob Weiss verzog später nach Langeböse, wo er vor 1876 verstarb.

 

  • Johann George Wilke wird um 1830/40 als Postillon in Poganitz mit Ehefrau Henriette geb. Muttschall genannt. Ihre Kinder in Poganitz geboren: Carl Wilhelm August *1833; Albertine Friederike *1837; Albert Jacob Hermann *1840. Paten u.a.: Postillionfrau Friederike Weiss geb. Rosin, Postillon Johann Thrun.

 

  • Postillon Johann Thrun, wie einige der bereits genannten war er auch zunächst (1823) in Lupow als Postillon tätig. Mit seiner Ehefrau Maria geb. Koschnick bekamen sie am 03. Juni 1825 ihre Tochter Caroline Henriette, 1828 kam es zu einer totgeborenen Tochter. Spätestens 1837 war Postillon Johann Thrun dann in Poganitz.

 

  • Abschließend sei hier noch der Postsekretär Heinrich Rendel, der 1840 mit seiner Ehefrau Franziska, geb. Sell in Poganitz lebte. Sein Sohn Hugo August *1840 wurde später Postverwalter in Schmenzin, Kr. Belgard, wo er mit Hedwig Schmerwitz verheiratet war.