Neuß-Stubbe, Margarete (1895–1978)

Margarete Neuß-Stubbe wuchs als ältestes von fünf Kindern des Ingenieurs Hermann Stubbe, Besitzer einer Mühlenbauanstalt in der Hospitalstraße, in Stolp auf und besuchte hier auch das Lyzeum. Die Familie stammte aus einer alten pommerschen Müllerfamilie, so betrieb auch der Großvater Hermann Stubbe in Schmolsin die Wasser- und Sägemühle. Der alljährliche Ferienaufenthalt im großelterlichen Haus und die Landschaft am Revekol waren prägende Kindheitserfahrungen.

Die künstlerische Doppelbegabung von Grete, wie sie genannt wurde, war frühzeitig erkennbar, sodass die erst Achtzehnjährige schon von 1913 bis 1918 die Kunstgewerbeschule in Berlin besuchen durfte und zugleich eine musikalische Ausbildung bei Charlotte Kaufmann, einer Pianistin in der Tradition von Franz Liszt, erhielt. 1927 ging Margarete Stubbe für ein weiteres Semester an die Akademie der bildenden Künste in Berlin und traf dort u. a. mit dem späterhin weltweit berühmten Maler abstrakter Kompositionen Ernst Nay (1902–1968) zusammen, mit dem sie eine weitläufige Verwandtschaft verband. Die 1919 geschlossene Ehe mit Dr. Walter Neuß, angehender Studienrat am Stolper Gymnasium, aus der die Tochter Brigitte hervorging, hatte nur kurzen Bestand.

1927 baute sich Margarete Neuß-Stubbe ein Holzhaus mit großem Garten in Wittstock am Garder See, das 1932 durch ein stabileres Haus ersetzt wurde. Hier hat die Malerin bis 1947 mit ihrer Tochter gewohnt. Die Landschaft am Garder See mit dem Blick zum Revekol blieb neben Stilleben ihr bevozugtes Motiv. Einige ihrer in impressionistischer Auffassung gemalten Bilder waren schon 1919 auf der ersten Ausstellung des gerade gegründeten Städtischen Kunstvereins in Stolp zu sehen. Zu Max Pechstein, der häufig am Garder See malte, den Stolper Malern sowie zu Gutsbesitzern in der Region hatte sie Kontakt.

Das Kriegsende erlebte Margarete Neuß-Stubbe in Wittstock. In der Folgezeit mußte sie wiederholt russische Offiziere und ihre Frauen porträtieren, Bilder, die anschließend nach Russland gingen. Für die nun katholische Kirche in Groß Garde gab ihr der polnische Pfarrer den Auftrag, die Madonna und den heiligen Antonius zu malen, beide Bilder wurden vor wenigen Jahren in Gambin wiederentdeckt und konnten auf der Ausstellung „Margarete Neuß-Stubbe – Malerin am Garder See“, veranstaltet 2004 im Museum des Slowinzischen Dorfes in Klucken, gezeigt werden.

Mutter und Tochter Neuß-Stubbe verließen Wittstock 1947 und fanden ein neues Zuhause in Wiesbaden. Aus der Erinnerung malte Margarete Neuß-Stubbe neben Motiven aus der Wiesbadener Umgebung sowie von Reisen in Italien weiterhin Bilder vom Garder See, die u. a. 1956 beim Stolper Treffen in Bad Godesberg gezeigt wurden. Hier gab sie auch ein Klavierkonzert. In ihren letzten Lebensjahren wandte sich die Malerin vorwiegend einer religiös bestimmten Thematik zu und versuchte sich auch in der Glasmalerei.

(I. Sellheim)