Klein Strellin heute

Der polnische Ortsname lautet heute Strzelinko.

Das alte Bahnhofsgebäude

Ist meines Erachtens im Original erhalten. Bis 1945 gab es drinnen einen Warteraum, den Fahrkartenschalter, die Schaltanlagen für die Weichen. Die Schranken wurden an Ort und Stelle bedient. Die Fahrzeit von Stolp/Słupsk bis Strellin/Strzelinko betrug damals wie heute 7 Minuten. Damals mit Dampf betrieben, ist die Strecke heute elektrifiziert. Moderne Elektrozüge sind selbstverständlich. In der Woche gibt es täglich zwei Verbindungen Stolp-Stolpmünde und zurück.

Wir blicken in Richtung Stolpmünde. Die Strecke war eingleisig, hatte aber im Bahnhof ein zweites Gleis. Bei dem damaligen Bedarf war die Möglichkeit der Begegnung zweier Züge (ich weiß nicht, wie oft am Tag) notwendig. Deswegen gab es auf der anderen Seite ebenfalls einen Bahnsteig. Dazu kam ein Anschlußgleis mit Verladerampe. Von hier aus wurden z. B. Kartoffeln aus der Produktion des Gutes Groß Strellin bis nach Berlin verschickt. Heute existiert nur das eine Durchgangsgleis.

Links im Hintergrund, schwach zu erkennen, die schon vor Jahren erbaute Schuhfabrik NORD mit einem sehr umfangreichen Angebot.

Vom Bahnhof zum Ortseingang

Schon vom Bahnhof aus sieht man das Gasthaus, das in weniger als 10 Minuten erreicht ist. Außerhalb des Dorfes verlief neben der eigentlichen Straße ein sogenannter „Sommerweg“, einfach ungepflastert – für Leerfahrten, z.B. um die Erschütterungen auf dem Kopfsteinpflaster zu vermeiden. Nach Aussage meiner Schwester (Jahrgang 1910) wurde die Straße in der Fortführung über Groß Strellin bzw. Überlauf etwa in den Jahren 1920-1925 gebaut. Heute ist nicht nur diese Straße durchgehend asphaltiert. Jeder Weg im Dorf hat entweder einen Asphaltbelag oder ist mit Betonsteinen gepflastert.

Gastwirtschaft Körlin

Emil Körlin betrieb in diesem Gebäude einen Kolonialwarenladen und eine Gastwirtschaft mit Saal, in dem nicht nur getanzt wurde. Auch Filmvorführungen und Versammlungen der Dorfbewohner, soweit sie notwendig waren, können nur hier stattgefunden haben. Emil Körlin betrieb auch ein Ausflugslokal neben der Wassermühle, das an Sonn- und Feiertagen hauptsächlich von den Bürgern der Kreisstadt Stolp zu Ausflügen genutzt wurde. Er nannte es „Charlottental“.

In den vergangenen Jahrzehnten sind sowohl das alte Ausflugslokal als auch die Mühle restlos verschwunden.

Nur ein einsamer Mühlstein kündet von der Vergangenheit.

Vor einigen Jahren hat ein privater polnischer Investor das Gelände um den ehemaligen Mühlenteich aufgekauft und eine umfangreiche Ferienanlage aufgebaut mit dem Namen „Dolina Charlotty“. Wörtlich übersetzt: Charlottental.

Fotos: J. Springer

Es enstand ein Hotel mit Wellness- und Spa-Bereich, Konferenzräumen, Billardsaal und Bowlingbahn. Im Restaurant "Charlotta" können sie gemütlich zu zweit speisen, aber auch Feiern mit bis zu 200 Gästen veranstalten.

Dem Gast wird hier so einiges geboten. Neben Reitmöglichkeit und Rafting-bzw. Kajak-Touren auf der Stolp kommen auch die Angler zu ihrem Vergnügen. Für die Kinder gibt es einen kleinen Zoo und das Märchenland. Hier werden die Figuren aus den Märchen der Gebrüder Grimm, von Hans Christian Anderson, Alexander Puschkin oder Maria Konopnicka lebendig. Für die größeren "Kinder" gibt es einen Kletterwald am Rand des Mühltals.

 

Foto: J. Springer, Freilichtbühne im Charlottental

Direkt neben dem Hotel befindet sich das "Amfiteatr".

Die Freilichtbühne fasst 10.000 Besucher und wird im Sommer für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Hier treten Künstler aus dem In- und Ausland auf. Neben Konzerten werden aber auch Veranstaltungen mit bekannten Commedians angeboten. Zu den bekanntesten Künstlern, die hier schon auftraten, dürften Carlos Santana, Alice Cooper, Deep Purple (Ian Gillan) oder auch Samantha Fox, Suzi Quatro und Bonnie Tyler gehören.

Highlight ist das jährlich veranstaltete "Festival der Rock-Legenden". 2014 findet es zum 8. Mal statt. Am 04. und 05. Juli werden unter anderem Bob Dylan und Ian Anderson von Jethro Tull erwartet.

Foto: J. Springer, Platz für 10.000 Besucher

 

 

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

http://www.dolinacharlotty.pl (leider derzeit nur polnisch)

Dolina Charlotty

Strzelinko 14,

76-200 Słupsk

Tel:+48 59 847 43 00

Das Schulgebäude

Es macht auch heute noch einen sehr gut erhaltenen Eindruck. Im rechten Teil wohnte der Lehrer mit seiner Familie: Guido Kohlhoff. Den linken Teil des Hauses machte der Klassenraum aus. Vorne an der Wand die große Tafel. Für die Schüler Zweiertische mit den dazugehörigen Stühlen. Für die Kleinen gab es speziell kleine Tische und kleine Stühle. Der Unterricht begann um 8:00 Uhr, die Kinder aus der ersten und zweiten Klasse kamen zwei Stunden später. Dann hat Herr Kohlhoff („Herr Lehrer“ wurde er von uns angesprochen) also alle Kinder des ersten bis achten Schuljahres zeitgleich in einem Raum unterrichtet, das war wohl einfach so üblich, nicht nur in Klein Strellin.

Die Schmiede

Foto: K. Kurzmann, die alte Schmiede
Foto: K. Kurzmann, die alte Schmiede

Die alte Schmiede beherbergt heute einen kleinen Antik-Handel.

Historische Ackergeräte

Fotos: K. Kurzmann, Ackergeräte
Fotos: K. Kurzmann, alte Ackergeräte

An der Straße zum Bahnhof sind in einem Garten diese alten Ackergeräte zu bestaunen. 

Das Transformatorenhäuschen

Wenn sich etwas unverändert erhalten hat, dann dies. Die gründliche Pflege ist nicht zu übersehen. Die nach allen Seiten abgehenden Leitungsdrähte zeugen von seiner ungebrochenen Funktionalität.

 

 

Schuhfabrik NORD

Foto: K. Kurzmann::Schufabrik in Klein Strellin
Foto: K. Kurzmann (2012) Schuhfabrik NORD

Direkt am Bahnhof befindet sich das Werksgelände der Stolper Schuhfabrik NORD.

Słupska Fabryka Obuwia N O RD
Meka Sztrajbel Sp.J.
Strzelinko 38
76-200 Słupsk

tel. : +48 59 847 11 91 do 93
fax : +48 59 847 16 01

e-mail : nord@nord-shoes.pl
www : www.nord-shoes.pl

Foto: K. Kurzmann::Schuhe aus Klein Strellin
Foto: K. Kurzmann Vitrine mit Schuhen aus Klein Strellin

Hier ein paar Beispiele für die Produkte. Eine Vitrine mit einigen Modellen befindet sich im Voyer des Hotels "Lubicz" in Stolpmünde.

Zwei Männer verbunden durch ihr Interesse an Klein Strellin

Foto: J. Springer

Jörg Springer (l.), Urenkel von Fritz Albrecht aus Klein Strellin, und der "Junge" vom Nachbarhof des Urgroßvaters, Siegfried Möws. (2014)

 

Text: Siegfried Möws und Klaus Kurzmann