Otto Freundlich (1878–1943)

Der Maler und Bildhauer Otto Freundlich wurde am 10. Juli 1878 in Stolp, Hospitalstrasse 19, geboren. Der Vater, Emil Freundlich, Besitzer einer Speditionsfirma, wohnte mit seiner Familie späterhin in der Hospitalstrasse 40, heute ul. Tuwima 34 (die Stadt plant, in dem Haus ein stadtgeschichtliches Museum einzurichten).

Otto Freundlich studierte in München drei Semester Kunstgeschichten und unternahm mehrere Reisen nach Italien. 1907/08 besuchte er Kunstschulen in Berlin und kam 1908 das erste Mal nach Paris. Es folgten Aufenthalte in München, Berlin, später auch in Köln und Hamburg. Stolp besuchte Freundlich 1909 das letzte Mal. Er stand in Kontakt mit Expressionisten wie Karl Schmidt-Rottluff und Avantgardisten wie der „Novembergruppe“ in Berlin und den „Progressiven“ in Köln und nahm an einer Reihe von Ausstellungen teil. Seit Mitte der zwanziger Jahre hielt sich Freundlich fast ständig in Paris auf, seit 1930 zusammen mit seiner Lebensgfährtin Jeanne Kosnick-Kloss (1892–1966).
1937 in Deutschland als „entartet“ verfemt, wurden seine Gemälde und Skulpturen aus den Museen entfernt. Die abstrakte Skulptur „Der neue Mensch“, entstanden 1912, erschien auf dem Umschlag des Katalogs der Ausstellung „Entartete Kunst“, die 1937 in München und dann in anderen Städten gezeigt wurde. In Frankreich seit 1940 in Internierungslagern festgehalten, versteckte sich Otto Freundlich zuletzt in einem Dorf in den Pyrenäen, nachdem verschiedene Versuche, in die Schweiz zu gelangen, gescheitert waren. Denunziert, wurde er Anfang März 1943 unter menschenunwürdigen Bedingungen in das KZ Majdanek gebracht, wo er wahrscheinlich schon am 9. März ermordet worden ist. Otto Freundlichs Idee, eine „Strasse der Brüderlichkeit und Solidarität“ von Paris bis Moskau mit Skulpturen zu gestalten, ist von Bildhauer Leo Kornbrust als „Friedensstraße“ aufgegriffen und  zum Teil schon verwirklicht worden.

In Słupsk wurde am 16. November 2007 in einer Parkanlage an der Rückseite des Rathauses, in unmittelbarer Nähe von Otto Freundlichs Elternhaus, eine Bronzeplastik in Form eines geteilten Kopfes mit dem Porträt Otto Freundlichs eingeweiht, erste Skulptur auf der „Straße“ in Polen, die Arbeit eines Warschauer Bildhauers. Das „Mittelpommersche Museum“ in Słupsk veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem „Musee de Pontoise-Donation Freundlich“ von Juni bis September 2008 die umfangreiche Ausstellung „Otto Freundlich. Künstler aus Stolp“.

(I. Sellheim)