Mein Wintershagen
Elfriede (Fiddie) Albrecht, geb.Hildebrandt
Dort oben in dem Pommernland,
wo wenig Städte lagen,
nicht weit vom schönsten Ostseestrand
lag´s Dörfchen "Wintershagen".
Sechshundert Jahre steht der Ort,
davon die Sagen lauten.
Die Ahnen sind längst alle tot,
die einst die Kirche bauten.
Fast eben lag das weite Land,
viele Berge gab es nichtg,
doch wenn man auf dem Tempel stand,
war weit genug die Sicht.
Konnt´st sehen in das Tal hinab,
wo sich die Stolpe schlängelt,
wo Meyer unterm Baume saß
und seine Sense dengelt.
Darauf kam das Inspektorhaus
und dann, o Schreck, daneben
hat man die Schule hingebaut,
wo´s Braatz´sche Prügel hat gegeben.
Die Trecker fuhren - wie der Wind -
Franz Schoodt und Erich Heuer.
Doch fehlt ein Ofen wo, geschwind
macht Loose ein Gemäuer.
Brummt in dem Stalle eine Kuh,
sah man Herrn Hinrichs laufen,
der Walter Senger auch dazu,
dort war´n sie zu gebrauchen.
Karl Neß, der spannt´ die Ochsen an.
doch war viel zu kleine
drum kam zu Hilf´ ihm Max Bergann,
der hatte lange Beine.
In sehr vertrauensvoller Stelle
stand dort Paul Rieck als Hofmarschall,
er war stets an der guten Quelle.
Kutscher-Hans der nagelt Sohlen an.
Zwei Meister sich in ihrem Fach
mit Ernst und Sorgfalt mühten,
Willy Mickley macht den Hufbeschlag,
bei Emil Bürger Blumen blühten.
Zur Arbeit kamen angerannt
Fritz Pieper und Frau STrehlow,
die Müllers und Herr Fildebrandt,
die Gebrüder Schwarz und Vehlow.
Otto Neß in der Stellmacherei
repariert und baut die Wagen,
und Geffen Ida war dabei,
den Hafer auszutragen.
Franz, komm schnell her, spann an, spann an,
hört man´s auf einmal rufen.
Das war die Frau Uckermann,
sie datnd oben auf den Stufen.
Und hurtig, schneller als der Wind
lief Franz Schlawin zum Stall,
er spannt die Schimmel an geschwind
und fuhr hinauf zur Bahn.
Ging man die Straß´ geradeaus,
sah man am Walde drübern
das Wintershäger Försterhaus
dort still und friedlich liegen.
Doch richtet östlich sich der Blick,
konnt man die Feldscheun´ sehen,
versperrt der Nebel nicht die Sicht,
Herr Voll zur Arbeit gehen.
Am frühen Morgen kräht der Hahn,
während die Bewohner schlafen.
In Sommershagen fängt der Tag schon an.
Herr Bartz weilt bei den Schafen.
Richtet westwärts sich der Blick,
sieht man ein Häuschen stehen.
Manch einer denkt nicht gern zurück,
der´s von innen hat gesehen.
Es war das alte Spritzenhaus,
das Gefängnis für die Buben.
Dort kamen rein und wieder hinaus,
die sich so gerne schlugen.
Dahinter wohnt´ das "Oberhaupt",
Herr Kleffe, Bürgermeister.
Ihm wurde oft der schlaf vergrault
im Traum: die bösen Geister!
Als guten Nachbarn hat dann
den Bauernführer Pagel.
Das ist fürwahr ein rechter Mann,
trug in sich "keinen Nagel".
Die Sammelstelle führt´mit acht
die Frau Irmgard Bergunde,
sie pflegt die Eier mit Bedacht,
war froh zu jeder Stunde.
Dann kam der Bauer Hildebrandt,
der half, wo er nur konnte.
Wenn´s mal irgendwo gebrannt,
er nicht die Pferde schonte.
Als nächster Bauer ist bekannt
Herr Emil Mienert, Landwirt,
gekommen aus dem Schlawer Land,
bekannt bei jedem Schankwirt.
Wer kam nur langsam von der Stelle
und stets noch schnell genug ans Ziel?
Willi Steckmann, Junggeselle,
er vertrieb die Zeit mit Kartenspiel.
Nun sind wir an des Dorfes Ende.
Danach kommt die fremde Flur.
Doch davon weg nur schnell die Hände,
den Zang und Streit gab´s häufig pur.
Das war unser Wintershagen.
Das Dörfchen war gewiß nur klein,
und konnt´ man sich nicht stets vertragen,
wie schön würd´ ein Wiedersehen sein!
Einmal Heimatsprache lauschen,
einmal auf dem Tempel steh´n,
einmal hör´n Kastanien rauschen
und die Stolpe schlängeln seh´n.