Stolper Kalenderblatt

Wetteraufzeichnungen (März 2010)

von Anita Weißpflog (Kommentare: 0)

Der Winter von Weihnachten 1708 bis Ostern 1709 in Vorpommern

„1708/09. Der Winter dieses Jahres war überall in Pommern von Weihnachten bis Ostern (31. März) ungemein hart, dergleichen auch alte und vielerfahrene Leute kaum gedenken konnten. Vielen Menschen sind Nasen, Ohren und andere
Glieder erfroren, und viele sind an dem später dazugetretenen Brand gestorben. Viel Vieh erfror in den Ställen; kleine Vögel fielen im Fluge tot zur Erde; Bäume platzten mit gewaltigem Krachen. Oftmals war der Wein auf dem Altar ganz hart gefroren. Der Frost drang über Mannshöhe in die Erde hinein und ließ sogar Eichbäume erfrieren. Auch war die Ostsee wie Anno 1658 ganz zugefroren. Gegen Ende des Winters kam sehr viel Schnee, welcher erst in der fünften Woche nach Ostern mit viel Regen wegtaute, so daß überall eine hohe Wasserflut viel Schaden anrichtete. Die stark mit Eis gehende Rega riß in Greifenberg die sehr alte Regabrücke weg. Die Bewohner der Gelder Vorstadt und der Neustadt zu Kolberg mußten auf die Dächer flüchten und wurden mit Kähnen gerettet. In Stolp war der Frost vom 27. Dezember bis 10. Februar außergewöhnlich hart, so daß hin und wieder auch Leute erfroren. Den 11. bis 13. Februar hat es zu regnen angefangen, was dann so viel Wasser gegeben hat, daß am 14., 15. und 16. Februar die Stolpe sich ergoß und alles von der Mauer an bis in die alte Stadt unter Wasser setzte. Das Wasser ist über die Dämme und Brücken gegangen, hat vielen Schaden an den Schleusen getan, die Balken von den Schleusen aufgehoben und weggenommen, die Fischkästen hinweggetrieben, ja auch alle Häuser auf der Töpferstadt, in der Hörn, auf der Bleiche und alles, was in der Niederung stand, unter Wasser,
mannshoch, auch höher, gesetzt. Der Bleicher samt Familie auf der Amtsbleiche ist von dem schleunigen Wasser übereilt und sein Haus dergestalt unter Wasser gesetzt worden, daß er sich auf den Boden zurückziehen, Vieh und Schweine auch in die Höhe bringen, Stroh und Futter auf Floßholz sich zuführen und auf dem Boden so lange aushalten mußte, bis daß das Wasser fiel  Andere Leute sind aus ihren Häusern gegangen. Den 17. Februar hat es wieder stark angefangen zu frieren und damit bis in den März ganz ungemein angehalten. Das hat dann großen Mehlmangel verursacht, weil alle Mühlen zugelegt worden waren. Der König hat die Magazine öffnen lassen müssen und den armen Leuten Mehl zum Backen gegeben. Am Freitag vor Pfingsten (17. Mai) ist ein hartes Wetter gewesen mit Sturm, Schlagregen und Schnee, so daß alles, was schon grün war, mit Schnee bedeckt wurde.“

 

Quelle: http://www.hisklid.de
 

 

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