Stolper Kalenderblatt
Buchtipp (Februar 2012)
von Henry Kuritz (Kommentare: 0)
Fritz Schulz: Chronik von Woedtke/Witków und Saulin/Salino
Fritz Schulz
Chronik von Woedtke/Witków und Saulin/Salino
Das Majorats- und Rittergut Woedtke und seine Besitzer von Rexin, von Krause und Rechberg
Ein Beitrag zur Regionalgeschichte Pommerns im heutigen Polen
20,8 × 29,5 cm, Paperback
366 Seiten plus Anhang mit zahlr. Abb., Plänen, Urkunden und 3 Stammtafeln
Herausgeber: MBR management Beratung, Dr. Hubertus Rechberg, Murnau 2012
Preis: 48,50 Euro (Versand: 5,00 Euro)
Bezug über den Autor (F_Schulz_PF@t-online.de)
Mit der hier vorliegenden Chronik des Majorats- und Rittergutes Woedtke/Saulin verschwindet ein weiterer weißer Fleck auf der Karte der zu erforschenden Orte Hinterpommerns. Der Autor ist den Orts- und Familienforschern in Pommern und Westpreußen bisher vor allem durch seine Kartenwerke zur Regionalgeschichte bekannt. Nach intensiver Beschäftigung mit der Ortsgeschichte legt er nun eine ebenso umfangreich wie fundierte geschichtliche Darstellung vor, die an Fülle und Materialreichtum kaum zu überbieten sein dürfte. Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass sich auch über 65 Jahre nach Kriegsende noch soviel Material aus privaten Bilderalben und Sammlungen zusammenstellen lässt.
Systematisch wird der Leser durch einleitende Kapitel zur Siedlungsgeschichte und zur Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow auf den Untersuchungsgegenstand hingeleitet, immer aber konkretisiert und gespiegelt in der Ortsgeschichte. Ausführlich wird die Geschichte des Besitzes und der besitzenden Familien dargestellt, worin auch der Schwerpunkt dieser Chronik gesehen werden kann. Es sind dies insbesondere die Familien von Rexin (bis 1914), von Krause (bis 1945) und Rechberg (seit 1993!), die in einer engen familiären Beziehung zueinander zu sehen sind. Dem Umstand, dass sich das Gut heute wieder im Familienbesitz von Hubertus Rechberg befindet, ist es sicher auch zu danken, das die Dokumentation über das Jahr 1945 hinausreicht und fortgeschrieben werden kann, sind doch hierfür zahlreiche Kontakte vor Ort vonnöten und Sprachbarrieren zu überwinden. Überhaupt wird deutlich, dass Fritz Schulz weder Zeit, Aufwand noch Mühe gescheut hat, die Geschichte von Woedke und Saulin detailliert darzustellen. Auf einer Reihe von Reisen sind zudem einzigartige Bilddokumente entstanden, die im Zusammenspiel mit historischen Aufnahmen nicht nur illustrieren, sondern vor allem auch dokumentieren. So werden auch die im Ort einst ansässigen Familien ausführlich dargestellt und kommen mit Zeitzeugenberichten zu Wort. Ihnen sind eigene Kapitel gewidmet.
Orts- und Personenregister erschließen die Arbeit, ein umfangreiches Quellenverzeichnis belegt das breit aufgestellte Fundament und eine Zusammenstellung erhaltener personenstandlicher Matrikel bietet zudem ein verlässliches familienkundliches Nachschlagewerk. Besonders hervorzuheben sind auch die vom Autor selbst gefertigten und aus einer Privatsammlung stammenden seltenen, auch sehr alten Kartenwerke, die die Möglichkeiten der Kartografie für die Regional-, Orts- und Familiengeschichte eindrucksvoll verdeutlichen.
Das Buch ist vom Autor selbst liebevoll und aufwendig gestaltet, sodass es trotz seiner Materialfülle in einem gut lesbaren Gewand daherkommt. Hierzu trägt auch die innere Textstruktur bei, die immer wieder bereits Genanntes neu aufgreift, unter einem anderen Aspekt beleuchtet und so zum Blättern und Schmökern einlädt – der Inhalt und Zusammenhang erschließt sich auf diese Weise immer auch am Detail, ohne den gesamten Korpus zuvor gelesen haben zu müssen. Zeitleisten, Infokästen zu weiterführenden Themen, Auszüge aus Drucken und anderen Quellen, zahlreiches Karten- und Bildmaterial tragen stark dazu bei.
Es bleibt zu wünschen, dass wir in den kommenden Jahren noch mehr solcher Früchte unserer Forschungsarbeit in gedruckter Form vorfinden und dass die heimatkundlichen und genealogisch-ortsgeschichtlichen Vereine Wege finden, um solche Arbeiten besser zu fördern und zu unterstützen.
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