Stolper Kalenderblatt

Historisches (Dez./Jan.)

von Henry Kuritz (Kommentare: 1)

Weihnachten in Sageritz und Klein Rakitt

Weihnachten in Sageritz

Von kleinen Besonderheiten abgesehen, verlief des wie überall in Deutschland. Der Tannenbaum aus dem eigenen Wald oder vom Nachbarn, geschmückt und eingeschlossen im „guten Zimmer“. Heiligabend Gottesdienst 17 Uhr mit Chor und Orgel, sehr festlich. Bescherung, Gedichte, oft wurde die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Auch am 1. Feiertag der übliche Kirchgang, blieb der 2. Feiertag für die Familie, Freunde und Bekannte.

In Pommern war fast immer Schnee. So wurden nun Schlittenfahrten mit großem Geläute gefahren. Wer hatte die besten Pferde, besten Schlitten und Pelze?

Der 3. Tag war frei, bis Neujahr wurde nicht gearbeitet. Keine Wäsche, kein Backen, das Vieh wurde besser versorgt. Die zwölf heiligen Nächte, oft mit Aberglauben versehen. In diesen Tagen ging auch der Umzug durchs Dorf, mit Figuren wie Storch, Bär, und Bärenführer begleitet mit dem Teufelsgeiger (Symbol der Fruchtbarkeit und Stärke in der wendischen Tradition). Junge Leute erreichten damit viel Aufsehen.

Die Rodelbahn begann vor der Kirche, bergab durch die Pfeiler bis zur Kreuzung an der Steege. Bei Dunkelheit unter Flutlicht vom Spritzenhaus. Die kleine Rodelbahn begann am Spritzenhaus. Mit dem eigenen Gefährt wurden die kleinen zugefrorenen Teiche befahren. Ein Holzbrett, Platz für zwei Füße, mit zwei Seitenkufen aus Eisen beschlagen, dazu ein Stakstock mit einem Nagel. Diese zwischen den Beinen, so konnte man sich abstoßen und sogar Wettfahrten veranstalten. Schlittschuhe waren selten.

Dem Fest vorausgegangen war oft die Hausschlachtung. Das Schwein hing an der Leiter. Ereignisreich war aber das Gänseschlachten. Jeder Hof hatte im Durchschnitt 20 Pommersche Gänse. Eine besondere Rasse in weiß und bunt ca. 15–18 Pfund. Ganze Gänse kamen zum Markt oder privat in die Stadt. Viele Möglichkeiten der Verarbeitung gab es. Zwei Gänse, oft auch vier hingen am Strohseil gebunden oder über die Schulter gehängt. Eine Delikatesse waren die geräucherten Spickbrüste, Gänseflomen (rohes Fett mit Majoran), Gänseschmalz, Schwarzsauer, Gänseklein und verarbeitete Kleinteile (Innereien, Flügel, Hälse und Wickelfüße). Sehr schmackhaft waren auch Gänseteile in Aspik und Gänseleberwurst, gepökelt Teile, Backobst und dazu Klöße.

Nach den Feiertagen begann dann das große Federnstreifen. Erst die Trocknung in den großen Backöfen, wo auch der geerntete Flachs vor der Bearbeitung getrocknet wurde. Dann ging es in den Haushalten Reih um. In einem größeren Raum bei brennenden Kachelöfen ein Klönabend mit 10–15 Frauen. Es wurde gesungen, geklönt und gegessen. Mitten im Raum auf einem Tisch die Federn. Die Daunen durchschwirrten den Raum, die Frauen mit ihren Kopftüchern, wie in einer Winterlandschaft. Die Männer waren überflüssig und hatten die Häuser schon verlassen.

 

Quelle: F. K. Wenzlaff: Weihnachten in Sageritz, in: Berichte und Sammlungen Gemeinde Sageritz Landkreis Stolp, Hademarschen 1999, Kap. 10

 

 

Weihnachten in Klein Rakitt

Zu Weihnachten war in unserer Gegend der Umzug mit Schimmelreiter und Schnappbock üblich. Der Umzug fand gewöhnlich am Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag statt. Kleinrakitter haben sich in den letzten Jahren daran nicht beteiligt. [...]
1932 wanderten Schimmelreiter und Schnappbock zum letzten Male durch unsere Dörfer. Ein  Musikant spielte mit der Ziehharmonika dem Schimmelreiter zum Ritt auf; der Schnappbock blökte und versuchte hier und da einige Püffe anzubringen. Die beiden Soldaten wirkten nur still mit, während die Weihnachtsmutter die Spenden einsammelte, die aus Geld und anderen Gaben bestanden. Sprüche oder Lieder wurden dabei nicht vorgetragen. [...]
Da die einheimischen Maskenträger zum Teil verzogen, schlief der alte Brauchtum des Schimmelreitens ein.

 
Quelle: Gustav Hoppe : Chronik des Dorfes Kleinrakitt, Kreis Stolp/Pommern, o. O. 1940

 

Bildquelle: Weihnachtsschimmel und Begleiter in Bochowke bzw. Hohenlinde [Quelle: W. Eisermann: Die zwölf Nächte im ostpommerschen Volksleben, Stettin 1941, S. 24]

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Kommentar von Marion Sefzyk |

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MfG
Marion Sefzyk