Stolper Kalenderblatt

Lyrik (Jan./Febr.)

von Henry Kuritz (Kommentare: 0)

Stolp – Słupsk

von Rebecca Lutter

 

Über die Spinnwebbrücke der Erinnerung
kehr ich zurück ins Fremdvertraute
und taste wie im Traum
durchs Heut zum Gestern.

 

Alles noch da.
Und alles aufgebaut wie immer.
Für andre aber nun.
Seltsamer unbekannter Schmerz.

 

Nur wenn die Menschen in der Nacht –
so fremd wie ich und so allein –
unter den Lindenbäumen gehn und denken,
finde ich heim in meine fremde Stadt.

 

Geheimnisvolle Fäden, die mich ziehen,
sind nirgends festgemacht.
Nichts läßt sich fassen,
nichts sich neu begründen.

 

An Sternenduft und Lindenlicht
mußt du dich halten!
Und Heut und Gestern
ganz zu Einem werden lassen.

 

Anmerkung:

Rebecca Lutter ist 1930 in Stolp in Pommern geboren und lebt heute in Bonn. Sie studierte Gemanistik und Altphilologie und arbeitete als Lehrerin im Ruhrgebiet. 1984 wurde Lutter für ihre Prosaarbeit „Ratlose Heimkehr“ vom ostdeutschen Kulturrat ausgezeichnet. Von ihr erschienen ein Gedichtband („Die Taube ruft morgens den Regen" 1984) und Romane ("Sommerwege unterm Schnee" 1989, 3. Auflage 2002, „Bernsteinwege“ 1996, „Von hellen und von dunklen Tagen“ 2006).

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben