Stolper Kalenderblatt

Büchertipp (Januar 2013)

von Henry Kuritz (Kommentare: 2)

Anzuzeigen sind hier gleich drei Veröffentlichungen unseres Mitglieds Dr. Hermann Seils. Alle drei Publikationen erschienen im Selbstverlag in Richtenberg und beschäftigen sich mit den Kämmereidörfern der Stadt Stolp bzw. den Besitzungen des früheren Prämonstratender-Frauenklosters in Stolp.

 

Die Kämmereidörfer der Stadt Stolp (Słupsk) in Hinterpommern (Pomorza Tylnego) im Jahre 1685. Die Bewohner, die ‚Ackerwerke‘, die Höfe und Häuser. Eine erschütternde Bilanz
Richtenberg 2011
Format A 4, Broschur, 144 S.

 

Diese Edition zu den Stolper Eigentumsdörfern setzt das umfangreiche Quellenstudium des Autors fort und macht eine ausführliche Inventur der einzelnen Dörfer aus dem Jahre 1685 allgemein zugänglich. Inhalt diese Inventur sind die Orte Groß und Klein Strellin, Arnshagen, Hohenstein, Lüllemin, Loitzer Hof, Krussen, Damnitz, Schmaatz, Nippenow, Strickershagen, Stolpmünde sowie der Loitzer Hof, die Papiermühle, die „Neue“ sowie die Kublitzer Mühle. Die Inventur von 1685 reiht sich ein in Bestandsaufnahmen der Stolper Eigentumsdörfer in den Jahren 1672, 1694 und 1705 – sie ist allerdings die ausführlichste und daher von besonderem Interesse. Angereichert werden die zahlenreichen Informationen zu Bauern, Viehbestand, Gebäuden, Hofwehr und Getreide durch eingeschobene Informationen aus weiteren Aktenbeständen: Pachtverträge, Abrechnungen, Magistratsakten, Ratsprotokolle, Stadtrechungsbücher, die durch entsprechende Überschriften von der Inventur abgehoben werden. Der Autor geht damit über eine eigentliche reine Quellenedition hinaus und stellt die Inventur in den Kontext der überlieferten Akten. Wie vollständig dieser Kontext hier dargestellt wird und werden kann, ist schwerlich zu beurteilen, die Breite des ausgewerteten Materials spricht jedoch für eine gute Kenntnis der Überlieferung und der infrage kommenden Aktenbestände. Wo die Inventur nur auflistet, geben Verträge, Rechnungen usw. näher Auskunft über die Bauern, ihre Lebensverhältnisse und Lebensumstände.

Der Autor kommt – auch auf der Grundlage seiner bisherigen Arbeiten zu den Stolper Eigentumsdörfern – zu dem Ergebnis, dass die Lage der Bauern im Betrachtungszeitraum als ausgesprochen schwierig einzuschätzen ist, und konstatiert „den vielfach erschütternden Zustand der Gebäude“, „den immer wieder beklagten Mangel an Brot- und Saatkorn, den Mangel an Materialien zur Verbesserung der häuslichen Situation“. Besonders hervorgehoben werden aber immer wieder auch „die Bemühungen der Bauern selbst und der Kämmerei, die Lage zu verbessern“.

Besonders aufschlussreich sind auch die Ausführungen des Autors im Auswertungsteil über die Viehhaltung und die Getreideproduktion. Hier profitiert die Arbeit stark vom eigenen beruflichen Hintergrund des Autors, der die in den historischen Dokumenten vorgefundenen Aussagen fachkundig und fundiert zu bewerten und einzuordnen weiß. Orts- und Familienforscher, aber auch Forschungen zur ländlichen Bevölkerung und landwirtschaftlichen Produktion des späten 17. Jahrhunderts werden diese Arbeit zu schätzen wissen.

 

Die Hufenklassifikation im Jahre 1717 in Hinterpommern (Pomorza Tylnego). Die Kämmereidörfer der Stadt Stolp (Słups) und die ritterschaftlichen Dörfer im Kirchspiel Quackenburg (Parafia Kwakowo)

Richtenberg 2012
Format A 4, Broschur, 56 S.

 

Mit der vorliegenden Arbeit ist ein erster Schritt zur Tiefenauswertung der Hufenklassifikation beschritten worden. Der Autor transkribiert in dieser Arbeit die entsprechenden Protokolle mit dem 27 Fragen umfassenden Fragebogen der Kämmereidörfer und ritterschaftlichen Dörfer des Kirchspiels Quackenburg. Dabei wird das vordergründig Ziel verfolgt, die Verhältnisse in den Eigentumsdörfern mit denen in der ritterschaftlichen Dörfer zu vergleichen. Als dritte Komponente kommen die statistischen Angaben aus der oben besprochenen Inventur von 1685 hinzu. Auch hier geht es dem Autor also nicht allein um eine Transkription der Hufenklassifikation, sondern um eine Einordnung der Quelle und eine Bewertung der Lebens-, Wirtschafts- und Produktionsverhältnisse auf dem Lande. Dabei kommt Hermann Seils zu dem Schluss, „dass eine eigentliche Verbesserung der Situation der Bauern gegenüber der Inventur wohl nicht eingetreten ist – aber auch keine Verschlechterung – und weiterhin, dass es den Bauern in den ritterschaftlichen Dörfern keineswegs schlechter ging als denen in den Kämmereidörfern“.

Neben diesen Erkenntnissen, die sich durchaus von früheren Darstellungen zur Lage der Bauern abheben, ist diese Arbeit natürlich auch für alle Orts- und Familienforscher zu den betreffenden Dörfern von besonderem Interesse, die die Auswertung der Hufenklassifikation im Pommerschen Greif weiter vertiefen und mehr über das Leben der ortsansässigen Bauern erfahren möchten.

 

Die Besitzungen des Prämonstratenser Frauenklosters in Stolp (Słupsk) in Hinterpommern (Pomorza Tylnego) 1530/1532

Richtenberg 2012
Format A 4, Broschur, 26 S. plus Anhang mit Kopien der Originalakte

 

Ausgangspunkt der vorliegenden Transkriptionsarbeit ist eine von Hilmar Bürger im Staatsarchiv Stettin aufgefundene Akte (unter Rep. 68 „Stolper Amtsdörfer“), in der Listen über „Pachtzahlungen und Angaben über die Größe der Höfe der Bauern in den einzelnen Dörfern“ gegeben werden. Speziell handelt es sich um die Dörfer Mützenow, Starkow, Horst, Ritzow, Standentin, Veddin, Flinkow, Stojentin, Schlochow und Kublitz, aber auch um die Dörfer Garde, Gallenzin und Seddin. Die aus zwei Teilen bestehende Akte enthält neben dem Umfang der jeweiligen Pachtzahlung immer den Namen des betreffenden Bauern. Für den Familienforscher ist diese Quelle damit hochinteressant, da sie Bauernnamen aufführt – gut 100 Jahre vor den ersten Kirchenbüchern (Mützenow z. B. immerhin bereits ab 1622) – und damit eine weitere Möglichkeit bietet, die Genealogien der hierher stammenden Familien zu verfolgen.

In gewohnter Weise gibt der Autor in einem Fußnotenapparat Hinweise zu Begriffen, Namen, Aussprache oder Schreibweisen. Beiden Aktenteilen sind Besprechungen nachgestellt, die die Akten in einem ersten Schritt kurz einordnen und auf Auffälligkeiten eingehen, etwa dass in den klostereigenen Dörfern die Familiennamen „wohl mehrheitlich deutschen Ursprungs sind“, wobei der Autor auch davon ausgeht, dass „die Klosterschreiber sicher relativ frühzeitig kaschubische Namen in deutsche Namen verändert“ haben. Schließlich geht der Autor auf die Rolle der Schulzen und die rechtliche Stellung der Bauern ein (frei oder unfrei), soweit die Akten derartiges erwähnen.

(hk)

 

(aus: Sedina-Archiv, Heft 4/2012, S. 370–372)

 

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Kommentar von Martin Sander |

Ich interessiere mich für die Bücher von Hermann Seils.
Was kosten sie, wo kann ich sie bestellen?

Besten Dank

Martin Sander

Kommentar von Marks Matthias |

Ich interessiere mich für die drei o.a. Bücher/Texte. Was kosten diese und wo kann ich sie bestellen? Vielen Dank
Matthias Marks