Stolper Kalenderblatt

Büchertipp (April/Mai 2011)

von Henry Kuritz (Kommentare: 0)

R. Lutter: Windkatzenspielzeug

Rebecca Lutter:
Windkatzenspielzeug (Gedichtsband)
Gilles & Francke Verlag, Duisburg 2010
64 Seiten
www.gilles-francke.de
ISBN 978-3-925348-90-7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Lektüre dieses Gedichtsbandes und die darauffolgende Nachdenklichkeit haben mich sehr erfüllt. Mir war, als ob Rebecca Lutter die meisten Verse – obwohl weder durch Versmaß noch Reimvorgabe beengt – direkt für mich geschrieben hätte.

Dabei fehlt zum Glück der erhobene Zeigefinger und an keiner Stelle kam ich auf die Idee zu fragen, ob die Autorin mir – dem Leser – partout etwas ganz Besonderes sagen möchte. Stattdessen häufig fast selbstvergessenes Spiel mit Worten, das dann auch noch mit einer versöhnenden Frage schließt: „Ich hatte mir / viel Gutes / zugetraut / und wurde / eines Besseren / belehrt. Ist es so das Beste?“

Oder sind es die nachdenklich stimmungsvollen, aber nie unfrohen Bilder aus der Natur, die selbst den Familienforscher erreichen: „In euren Namen seid ihr aufbewahrt / und schaut uns an / aus alten Bildern / wie ein vergangener Sommer / sich zeigt / in trockenen Blumen.“

Selbst wenn ein Gedicht mit den Worten endet: „Wer fragt / was gestern war / was heute gilt / vertreibt den Zauber“,  klingt es bei Rebecca Lutter nur im ersten Hören so, als wolle sie energisch die Idylle bewahren. Das davor Geschriebene belegt dann aber, dass dahinter friedfertiges Erleben und fast banges Hoffen auf Fortsetzung steht.

Doch was wäre die Dichterin ohne jeglichen Bezug zu den Stätten ihrer Kindheit in Hinterpommern? – Schwer zu beantworten, denn sie geht, wenn auch nur in wenigen Zeilen in „Die Mittelstraße in Stolp“ auch diesmal darauf ein. Um es vielleicht besser auszudrücken: wer auch ihre in Prosa gehaltenen autobiographischen Werke „Bernsteinwege“ und „Von hellen und von dunklen Tagen“ gelesen hat, spürt, dass hier in unaufgeregter und liebevoll sensibler Weise Lyrik aus und für Pommern (ohne falschen Pathos)  entstanden ist – aber beileibe nicht nur!

 

 Eckhard Wetzel, Marburg

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