Stolper Kalenderblatt
Sagen und Bräuche (Jan./Febr.)
von Anita Weißpflog (Kommentare: 0)
Brotbacken (von Waltraut Schlichting)
Brotbacken
In den Dörfern im Kreis Stolp, so auch in Mützenow, Schwolow, Steinwald und Starkow gehörte zu jedem Hof auch ein Backhaus. Es stand außerhalb des Gehöftes wegen der Feuergefahr. Es war ein aus Ziegelsteinen gemauerter Backofen. Über der Tür war eine Öffnung zur Regulierung der Hitze, die mit einem Stein verschlossen werden konnte. Im Vorraum war Platz für den Backtrog, die Backwaren und Gerätschaften. Sobald das Brot zu Ende ging, wurde der Backtag angesagt, etwas alle 14 Tage für 20 Brote. Am Abend zuvor wurde der Backtrog in die Küche geholt und der Teig angerührt. Pro Brot nahm man einen tiefen Teller voll Roggenmehl. Mit angewärmten Wasser, Salz, evtl. etwas Milch, Sauerteig und Hefe wurde alles zu einem breiigen Teig verrührt und über Nacht zum Säuem und Gären hingestellt und mit einem Leinentuch abgedeckt. Das war die Arbeit der Frau des Hauses und ihrer Hilfen. Für den nächsten Sauerteig wurde von dem Brotteig etwas in einen Steintopf getan und mit Salz bestreut und mit einem Deckel oder Teller abgedeckt.
Der Vater hatte für das Heizen des Backofens zu sorgen. Am Abend zuvor oder am frühen Morgen setzte er den Backbusch ( plattdeutsch ,,Backelsbusch" ) ein. Eine Kunst für sich! Mit trockenem Reisig wurde angezündet, bald brannte das Feuer im Ofen. Die richtige Hitze war erreicht, wenn die Steine in der Rundung weiß waren. In der Zeit wurde in der Küche der Teig geknetet. Es kam noch einmal so viel Mehl dazu, bis der Teig die richtige Konsistenz hatte. Nach dem Kneten musste er noch einmal etwa 2 Std. aufgehen.
Der Trog wurde dann in das Backhaus gebracht und die Arbeit konnte beginnen. Die Glut wurde mit der Ofenkrücke oder -ratze zu beiden Seiten geschoben und blieb noch im Ofen Iiegen. Es begann der Vorgang des ,,Gärstelns". Die Brote wurden mit nassen Händen geformt und auf ein schmales Brett gelegt, auf dem ein nasses Leinentuch Iag. Der Vater schob das Brett zwischen die Glut und holte es wieder heraus, wenn das Brot eine Kruste hatte. Dann wurden die Brote auf ein zweites Brett gekippt und noch einmal in den Ofen geschoben. So bekam das Brot von beiden Seiten eine Kruste.
Die gegärstelten Brote, jedes etwa 2 kg schwer, wurden in die Regale gelegt. Jetzt wurde das verkohlte Holz aus dem Ofen geholt und mit einer Patsche oder Wiep der Ofen gesäubert. Die Patsche ist ein in Wasser getränktes Sacktuch an einer Iangen Stange. Unterdessen wurden die vorbereiteten Brote mit einem scharfen Messer 3 bis 4 mal schräg angeschnitten und noch einmal mit Wasser befeuchtet, damit sie richtig glänzten. Dann wurden sie mit dem Brotschieber in den Ofen geschoben.
Bald zog der Duft des gebackenen Brotes durch das Backhaus. Nach etwa 1 Std. schaute der Vater in den Backofen und stellte an der Farbe fest, wie lange das Brot noch backen musste.. ( Bachzeit etwa l % Std.) Die Brote wurden mit dem Schieber aus dem Ofen geholt und zum abkühlen in die Regale gelegt. Danach wurden die vorbereiteten Kuchenteige und Weißbrote (Stuten genannt ) in den Ofen geschoben, die bei der noch vorhandenen Hitze gebacken werden konnten. In unserem Backhaus stand außerdem ein eingemauerter Emaillekessel. Er wurde zum Bierbrauen benötigt oder zu großen Festen wie Hochzeiten. Dann wurde darin Brühe gekocht und die Schweine- und Rinderbraten im Backofen gegart.
Und wer jetzt so richtig Appetit bekommen hat, der schaue doch mal gleich unter Pottkieker nach!
Gedicht von Klaus Granzow
Das alte Backhaus
Der Giebel Iehnt sich träumend an der Birnenbaum.
Die Seitenwände müssen sich recht mühsam strecken,
das Dachgebälk hält auch die Ietzten Ziegel kaum,
der braune Lehm zerbröckelt in den Fachwerkecken.
So steht das alte Backhaus schon jahrzehntelang
Und scheint aus seinem Schlafe nie mehr aufzuwachen.
Die Kinder klettern auf den~ Dachfirst schon entlang
Und springen auf das Backgesträuch mit frohem Lachen.
Einmal im Monat aber hört es auf zu träumen,
dann öffnet sich Fraß sein altes Ofenherz,
und voll gestopft mit kleingehackten trocknen Bäumen,
zerreißt, verbrennt es fast sich selbst mit heißem Schmerz.
Dann steht es „stillgestanden'' - stramm wie zur Parade
Und knistert, knastert, feuert Iaut mit Holz und Kien
Und Iässt aus allen Fugen schnurgerade
Den hellen Rauch hinauf zum hohen Himmel zieh'n.
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