Historische Entwicklung
Der genaue Gründungszeitpunkt von Schurow, auch Schurove, Skorowo oder Skorovo genannt, ist nicht bekannt. Urkundlich findet der Ort bereits im 13. Jahrhundert Erwähnung.
Zu dieser Zeit herrschte Mestwin II. (1266-1294) als Herzog von Ostpommern (Pommerellen). Sein Vater, Swantopolk, hatte 1227 die polnische Lehenshoheit „abgeschüttelt“ und Siedler, aber zunächst vor allem deutsche Geistliche sowie Kaufleute ins Land geholt. Er galt als starker Herrscher, der 1266 verstarb. Sein Sohn Mestwin hingegen galt eher als „schwacher Fürst“. So wundert es nicht, dass bereits vor seinem Tod ein großes Ringen um das Erbe einsetzte. Verschiedene Herrscher lösten sich in kürzester Zeit ab. Neben den Markgrafen von Brandenburg nahmen auch die Swenzonen (Svenzo war Palatin von Danzig und Stolp) eine bedeutende Stellung u. a. im Stolper Land ein. Die Markgrafen behielten das Land Stolp bis zur Leba.
Lt. Pommerschen Urkundenbuch, Bd. IV (Nr. 4109) ist für Schurow (und einige andere Dörfer) eingetragen:
„1315 August 22 Tankow
Markgraf Waldemar von Brandenburg bestätigt dem Kasimir Swenzo und seinen
Erben die Dörfer ... Schurow... als Lehn“.
1489 wird die erste Pest beklagt.
1530 wurde Schurow ein Lehen der von Stojentin.
1564 setzt die nächste Pestwelle ein.
1569 übernahmen die von Wobeser den Lehensbesitz (über 200 Jahre).
1589 setzt die dritte Pest ein.
Lt. Kirchenmatrikel von 1590, soll es zu diesem Zeitpunkt 14 bäuerliche Wirte gegeben haben (Schurow – gestern u. heute, S.16). Waren die Freiheiten des Bauerntums seit dem 15./16. Jh. immer weiter eingeschränkt worden, galten sie seit der Bauernordnung von 1616 als Leibeigene (Herzogtum Stettin). Der erbliche Besitz war dem Bauern abgesprochen worden, er hatte unbegrenzt Frondienst bis zu 6 Tage in der Woche abzuleisten. Im Gegenzug war der Grundherr u.a. verpflichtet, den Hof des Bauern auszustatten. Die Bauernordnung von 1670 verschärfte die Lage der Bauern weiter. Um dem Druck des Adels als Untertan zu weichen, flüchteten viele Bauern nach Polen. Forderungen des Großfürsten nach Herausgabe dieser Bauern blieben ergebnislos. Als Friedrich der Große das Bauernlegen einschränkte, veränderte sich für die Bauern aber tatsächlich wenig.
Ab 1627 wütete der 30jährige Krieg in Pommern. Wie schwer das Leben in der Zeit bis 1652 war – und sicherlich auch noch danach – kann nur erahnt werden, historische Dokumente für Schurow bestehen nicht. In Pommern waren die Folgen des Krieges verheerend. Nachdem viele Bauernhöfe in Schutt und Asche lagen, nutzte so mancher Gutsbesitzer die Gelegenheit, um sich der frei gewordenen Höfe zu bemächtigen. (vgl. Schurow – gestern ..., S. 16)
1657: die vierte Pest.
Weitere Lehensherren u. a.: von Grumbkow, von Somnitz, von Puttkammer.
Lt. Hufeisenklassifikation von 1717 gibt es folgende Eintragungen:
Besitzer: Martin von Wobeser
Bauern: 1. Martin Frentzke; 2. Hanß Grumiet; 3. Matthias Bück; 4. Michael Frentzke; 5. Jürgen Bück; 6. Paul Paschke
Kossäthen: 1. Peter Groumiet; 2. Jürgen Bück; 3. Martin Want; 4. Jürgen Kuzuack.
1784: Brüggemann (s. Literaturliste) beschreibt Schurow folgendermaßen:
„...ein adliger Wohnsitz, gelegen 1 ½ Meilen von Lauenburg gegen Westen und 4 ½ Meilen von Stolp gegen Osten, hat 1 Vorwerk, 1 Prediger, 1 Küster, 5 Bauern, 2 Halbbauern, 1 Schmied, 1 Holzwärterwohnung, ... 21 Feuerstellen.“
Das Gut Schurow und die Entwicklung der zugehörigen Bauernhöfe:
Brüggemann schreibt zum Gut:
„Ein Teil des Gutes Schurow, welches ehemals ein altes Stojentinsches, teils ein Lehn der von Wobeser war und von Martin von Wobesern besessen wurde, geriet in Konkurs und wurde verschiedenen Gläubigern zuerkannt, die ihre Rechte dem Hauptmann Heinrich Wilhelm von Somnitz abtraten. Dessen nachgelassene Kinder, der Leutnant Friedrich Wilhelm, der Fähnrich Heinrich August, die Fräulein Johanna Maria und Charlotta Friederika von Somnitz, die sich ... 1755 also auseinandersetzten, so daß deren Teil durch das Los dem Leutnant Friedrich Wilhelm von Somnitz zufiel. Dieser verkaufte solchen ... 1763 ... für 4500 Rthlr. den Gebrüdern Joachim Ernst Riß und George Gottlieb Riß. Diese wiederum verkauften, nachdem sie auch den vierten Teil dieses Gutes ... erworben hatten, ... das ganze Gut ... 1781 für 9000 Rthlr. dem Hauptmann Carl Friedrich von Puttkammer.“
1800: Kammerherr Carl Friedrich von Nalencz wird Besitzer von Schurow. Bei den von Nalencz handelte es sich um polnische Edelleute. Zu dieser Zeit setzt die Bauernbefreiung ein. In verschiedenen Edikten und Rezessen werden Entschädigungen und andere Regulierungen festgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es 5 Bauern und 2 Halbbauern.
Die persönliche Freiheit musste nun – zu Anfang des 19. Jahrhunderts - teuer erkauft werden, so blieb gerade den kleineren Kossäthen und Bauern kaum noch Landbesitz. Abfindungen an den Gutsherren in Form von Landbesitz, Geldabfindung u.a.m. führten zu einer Begünstigung des Gutsbesitzes und zur Förderung des Großgrundbesitzes. Als 1824 die Rezesse zur Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse zum Abschluss kommen, ist von Nalencz bereits tot. Ehefrau Dorothea, geb. von Lehse verwaltete das Rittergut. Im „abgeschlossenen Rezess im Rahmen der Bauernreform“ vom 25. Oktober sind folgende Bauern als Verhandlungsteilnehmer genannt:
Bauer und Schulze Kramer
Bauer Christian Weihs
Bauer Michael Wieck
Bauer Michael Grunau
Bauer Johann Friedrich Horn
Halbbauer Joachim Benecke
Halbbauer Christian Gillmann
Die verwitwete Gutsherrin Nalencz ernannte den Hofapotheker Ehmcke aus Stolp zu ihrem Bevollmächtigten. Weiterhin waren an der Regulierung beteiligt: Prediger Otto Gustav Wilde, Gutsbesitzer Beckmann aus Vargow sowie der Küster Barboth. Bei dieser Regulierung kam es schlussendlich dazu, dass die Gutsherrschaft die Hälfte des Bauernlandes als Abfindung einziehen konnte. Auch die Höhe einer jährlich von den Bauern zu zahlenden Geldrente an den Gutsherrn wurde festgelegt.
Die Auseinandersetzungen waren vielschichtig, kompliziert und sehr detailliert. So wurde z. B. genau benannt, wie viele Scheffel oder Metzen Hafer, Roggen, Brote, wie viele Gänse und Eier an den Küster abzugeben sind. Auch die Beteiligung an kommunalen Ausgaben fand ihren Niederschlag; der Gutsherr musste Material stellen für Brückenbau und deren Instandhaltung und die Bauern hatten die Arbeiten auszuführen. Für die Kosten des Kreisgefängnisses und des Landesarmenhauses in Neustettin mussten die Bauern mit aufkommen.
Des weiteren gab es Festlegungen zum Schlagen von Feuerholz, Aufwendungen für Kirche und Schule...
Frau Dorothea vw. Nalencz verpachtete das Gut in der Folgezeit an Friedrich Krantz. 1831 erwarb er es schließlich selbst. Am 17.05.1834 gab es einen Aufhebungsrezess bezüglich der Feuerungshilfen, bzw. der Brennholzberechtigungen zwischen dem neuen Gutsherrn Friedrich Krantz und den bäuerlichen Wirten, benannt sind folgende:
Bauer Ferdinand Kramer
Als Erben von Christian Weiß: seine Witwe Anna Maria, geb. Bonke sowie die leiblichen Kinder Friedrich Wilhelm (bereits volljährig, später war er der Besitzer des Hofes), Carl Christian *1813, Ludwig Ferdinand *1819 (Vormund: Kossät Christoph Weiß aus Gr. Runow)
Die Witwe des verst. Michael Bieck/Byk: Christliebe, geb. Janusch, nunmehr verheiratet mit Carl Nemitz
Bauer Michael Grunau
Bauer Johann Friedrich Horn
Halbbauer Joachim Behncke (vorher: Boehnke)
Halbbauer Carl Friedrich Gillmann
Die Unterschriften erfolgten per Handzeichen, woraus entnommen werden kann, dass die Bauern des Schreibens noch nicht mächtig waren. Weitere Ablösungsrezesse folgten. Im Rezess von 1845 ging es um Hütungsrechte (Weiderechte für Kühe, Schweine u. Gänse) für das Schulamt. Beteiligte waren:
1. Küster und Schullehrer Strelow
2. Prediger Eichmann
3. Bauer Wilhelm Napoleon Kramer
4. Bauer Friedrich Wilhelm Weiß
5. Bauer Carl Nemitz
6. Bauer Michael Grunau
7. Bauer Heinrich Steinhardt (er hatte den Hof des Bauern Horn erworben und unterschrieb bereits namentlich)
8. Die Erben des Christian Friedrich Gillmann (Witwe Constantie, geb. Kramer; Tochter Charlotte, verehel. Wobeser; Tochter Gottliebe, verehel. Höyer; Sohn Carl Friedrich und Tochter Henriette, verehel. Reffke)
9. Gottlieb Erdmann Behnke
In einem weiteren Rezess von 1848 ging es um Flurbereinigungen, außer den bereits vorher genannten kam nun noch der Schuhmacher Carl Buhrandt als Eigentümer des Büdnergrundstücks Nr. 8 dazu.
1850: Carl Jochen Ludwig Heyn und Ehefrau Pauline, geb. Schröder übernehmen den Besitz des Guts. Ihre Kinder in Schurow geboren: Ludwig *1856, Emma *1859, Carl *1862. Bei der Familie Heyn handelte es sich um eine große und einflussreiche Familie, bestehend aus Kaufleuten und Reedern aus Stettin und Danzig. Als Herr Heyn 1861 verstarb, gab es kein Testament. Im Jahr 1863 erfolgte ein weiterer Auflösungsrezess. Es ging um die Holzberechtigung, die das Gut Schurow gegen das Gut Groß Runow besaß. Die Vereinbarung nahmen der Besitzer Friedrich von Bonin für Groß Runow und die Witwe Pauline Heyn sowie als Vormund der Kinder deren Onkel Carl Schröder, Gutsbesitzer von Bakow bei Pyritz vor.
Im Grundbuchverzeichnis von 1865 sind 8 Bauern eingetragen: 1. Wilhelm Napoleon Kramer, 2. Friedrich Wilhelm Weihs, 3. Carl Nemitz, 4. Jacob Grunau, 5. Witwe Anna Bonke, 6. Wilhelm Gillmann, 7. Gottlieb Behnke, 8. Büdner und Handelsmann Moses Wedel (dieses Parzellengrundstück wurde vom Hof Kramer abgezweigt).
1869: Zu Anfang des Jahres gab es noch einen Auflösungsrezess in Stargard, in dem Materialabgaben für die Kirchenpfarrei von Schurow in Geldabgaben umgewandelt wurden. Frau Heyn wird hier als beteiligte Patronatsherrin genannt. Beteiligt waren weiterhin: Herr von Zitzewitz aus Langeböse, Pastor Sellentin, Küster u. Lehrer Johann Neumann, sieben Schurower Bauern (Kramer, Weihs, Nemitz, Grunau, Bohnke, Gillmann, Behnke) sowie als Kirchenvorsteher der Gutsadministrator Franz Schulz aus Vangerske.
Im selben Jahr verkauft die Witwe Pauline Heyn den Besitz an den Freiherrn Max George Erdmann Hermann von Puttkammer. Herr von Puttkammer heiratete 1870 Annegret Geihs, eine Fabrikbesitzertochter aus Berlin. Im Ablöserezess von 1873 verhandelte er die Ablösung der Roggenrente, die der Küsterei zustand.
Im August 1876 kam es zu Differenzen zwischen den Bauern und dem Gutsherren. Anlass waren die Hand-, Spann- und Gelddienste, die für die Kirche zu leisten waren. Wie bereits erwähnt, hatte es 1590 noch 14 bäuerliche Wirte gegeben, bis 1809 seien davon 8 von den jeweiligen Gutsherren eingezogen worden. Daraus wurde geschlussfolgert, dass der Gutsherr nunmehr für diese 8 Anteile die Dienste für die Kirche zu erbringen hätte. 6 Anteile entfielen auf 5 Vollbauern und 2 Halbbauern.
1884: Leutnant von Below tritt als Besitzer des Gutes an; er verpachtet es zusammen mit dem Vorwerk Drczygowo (Wobeserhof) an Rudolf von Normann.
1910: Rudolf von Normann erwirbt das Gut. 1914 starb er und hinterließ dem Sohn Hasso von Normann (Rittmeister) den gesamte Besitz (einschl. Rittergut Czierwienz). Dieser verkaufte alles am 08.05.1914 an die Pommersche Landgesellschaft.
1914: Richard Schröder wird als Gutsverwalter eingesetzt.
1921: Beginn der Aufsiedlung. Die Gesellschaft schuf in den folgenden Jahren 58 Siedlerstellen:
2 > 5 ha
33 zw. 5-15 ha
23 < 15 ha.
1928: Besitzer des Rest-Guts ist Paul Wagner.
1938: Letzter Besitzer ist Lothar Wagner.
Das Rest-Gut umfasste 246 ha, „davon 140 ha Ackerland, 40 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 50 ha Holzungen, 10 ha Unland, Hofraum und Wege, 1 ha Wasserfläche sowie einen Viehbestand von 14 Pferden, 70 Stück Rindvieh und 150 Schweinen. (Schurow – gestern und heute, S. 11)
Schurow wurde aus einem Gutsdorf zu einem Bauerndorf, wobei das Restgut nicht mehr viel Einfluss auf den sich entwickelnden Charakter des Dorfes hatte.
Das Gut Wobeserhof (vorher Drczygowo), das Max Schlegel gehörte, bestand fast ganz aus Wald. Es war 497 ha groß und hatte 17 ha Ackerfläche, 2 ha Wiesen, 470 ha Holzungen, 7 ha Unland, Hofraum und Wege und 1 ha Wasserfläche.