Gesellschaftliches und politisches Leben

Abgesehen von den verherenden Auswirkungen des 30-jährigen Krieges verschlechtert sich die Stellung der Landleute hinsichtlich ihrer persönlichen Lebensbedingungen noch mehr. Sie sind Leibeigene mit allen Einschränkungen, die dazugehören. Zum Rittergut Quackenburg gehörig, unterstehen sie in allem den Gutsherren. Sie müssen unbeschränkte Dienste für das Gut leisten, den Bauern ist zwar ein Hof mit Hofwehr und ca. 5,8 ha Land (3/4 Landhufe) zur Bewirtschaftung übergeben, aber es gehört ihnen nichts davon. Die Kossäten haben ca. 2 ha Land.

Die Leibeigenen des Landesherrn dürfen ihren Wohnsitz und ihren Arbeitsort nicht frei wählen, sie "kleben an der Scholle". Wer sich dennoch vom Gut bzw. Hof entfernt wird strafrechtlich verfolgt. Wenn sie heiraten wollen, müssen sie den Gutsherrn um Erlaubnis bitten. Der Gutsherr übt die einfache Gerichtsbarkeit aus und hat die Polizeigewalt. Kinder sind automatisch ebenfalls unfrei und müssen zunächst dem Gutsherrn als Arbeiter/innen zur Verfügung stehen. Nur wenn er keinen Badarf hat, können sie bei ihren Eltern arbeiten.

Weitere Pflichten werden den Landleuten von der Kirche aufgebürdet. Der Sonntag ist der einzige freie Tag. In den frühen Zeiten sind die Gäubigen aber verpflichtet, sich jeden Sonntag zweimal in der Kirche zu versammeln. Die Predigten sollen teilweise Stunden gedauert haben. Im Jahr 1714 und nochmals im Jahr 1717 verbietet König Friedrich Wilhelm den Pastoren ausdrücklich, über eine Stunde zu predigen. Er hat wohl klar erkannt, dass schlafende Gläubige das Wort nicht aufnehmen.

Über die Dienste der Bauern und Kossäten findet man im Fragebogen zur Hufenklassifikation 1717 einige konkrete Angaben. So müssen von den Bauern an 6 Tagen in der Woche abwechselnd ein Tag mit Gespann, ein Tag zu Fuß vom Frühstück bis zum Abend Dienste geleistet werden. Davon eine Person von Ostern bis Michaelis Dienst vom Sonnenaufgang bis zum Frühstück. Die Kossäten haben mit einer Person alle zwei Tage in der Haupterntezeit den Frühdienst zu leisten, in der Saatzeit wöchentlich zwei Tage Pflügen mit Gespann. Man kann sich vorstellen, dass für die Bestellung der eigenen Äcker oft nicht genügend Zeit und Kraft verbleibt.

Dieser Zustand ändert sich auf den adeligen Gütern erst mit der Bauernbefreiung Anfang des 19. Jahrhunderts. In den städtischen und königlichen Dörfern schon etwas früher. Der König kann keine einheitliche Regelung finden, weil er sich nicht gegen den Ritterstand durchsetzen kann. Eine gute Verwaltung der pommerschen Provinz ist sehr stark von der Mithilfe des Adels abhängig.

Die Übernahme von Eigentum, die Freiheit der Person, Umstellungen und Modernisierungen in der Landwirtschaft, die Industrialisierung, Verbesserungen im Gesundheitswesen und der Ausbau der Verkehrswege mit Eisenbahn und Bussen führen dazu, dass sich das Leben der Landbewohner nach und nach verbessert.

Aus der Sicht der Kirche findet man interessante Ausführungen durch Pastor Fuchs (1904–1920) in der Kirchenchronik S. 63 ff. Die Gottesdienste sind recht gut besucht, wobei die Frauen stärker vertreten sind, als die Männer. Kirchlich völlig Gleichgültige gibt es nur wenige, und diese sind dann überwiegend bei den Gutstagelöhnern zu finden, weil sie vom Gutsherrn mit Arbeit belastet sind.

Bei der Taufe der Kinder, die in Quackenburg im Pfarrhaus, in Wobeser in der Lehrerwohnung stattfindet, sind nur die Paten anwesend. Die Eltern der Kinder sind leider nicht zugegen, nicht einmal der Vater. Das befremdet etwas aus unserer heutigen Sicht.

Begräbnisse finden unter reger Teilnahme von Verwandten und Bekannten statt. Fast immer wird die Anwesenheit des Pastors gewünscht. Nur bei kleinen Kindern wird die Beerdigung durch den Lehrer des Ortes vorgenommen.

Hochzeiten werden ohne Ausschreitungen und Völlerei gefeiert. Die Trauungen des gesamten Kirchspiels finden zumeist am Freitag um 12 Uhr in der Kirche von Quackenburg statt. Bei unbescholtenen Brautleuten trägt die Braut Kranz und Schleier.

Aber der Pastor klagt auch über die vielen Sünden der Unkeuschheit und der Trunksucht. Auch prangert er das Zweikindersystem an. Auch in Quackenburg bilden die unehelichen Geburten und die Trauungen ohne Kranz und Schleier einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz.

 

Es gibt die üblichen Vereine in Quackenburg. Durch nebenstehndes Bild ist der 1913 gegründete Gesangverein Eintracht bekannt.

Im letzten Kriegsjahr 1945 ziehen bereits im Januar viele Flüchtlingstrecks durch Quackenburg. Im Februar liegt zeitweise eine Abteilung der Wlassow-Armee, ein russischer Freiwilligenverband, der auf deutscher Seite kämpft, im Dorf. Einige kinderreiche Familien werden noch rechtzeitig nach Gotenhafen gebracht. Am 6. März bricht der Treck der übrigen Bewohner unter Leitung von Bürgermeister Ratzke und Pastor Lechner auf. In Zezenow, südlich von Leba, treffen sie auf Teile der Sowjetarmee und fliehen ins Lebamoor, wo sie sich bis zum 18. März verstecken können. Dann kehren sie nach Quackenburg zurück. Pastor Lechner wird sogleich verschleppt und kommt erst im Herbst 1945 wieder zurück. Am 7. November 1946 wird er von der polnischen Polizei des Landes verwiesen. Die Bewohner werden vertrieben.

Einige persönliche Erinnerungen des letzten Bürgermeisters von Quackenburg werfen ein Streiflicht auf diese schwere Zeit.

Zurück