Wirtschaftliche Entwicklung

Außer dem Gut gab es noch 53 landwirtschaftliche Betriebe:

28 Betriebe mit 0,5 - 5 ha
8 Betriebe mit 5 - 10 ha
15 Betriebe mit 10 - 20 ha
2 Betriebe mit 20 - 100 ha

Pro ha lag der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag bei 7,41 Reichsmark, im Kreisdurchschnitt lag der Ertrag dagegen nur bei 5,95 RM. Pottangow lag damit deutlich über dem Kreisdurchschnitt.

Diese landwirtschaftlichen Betriebe wurden nicht nur von Landwirten betrieben – im Gegenteil, viele Besitzer wurden erst zu Landwirten durch den neu entstandenen Besitz. Es gab alle Formen der Mischbewirtschaftung. Zum Beispiel war Hugo Stach Schmiedemeister, aber er besaß auch Ackerland; ebenso wie der Postschaffner Ewald Stach, der Elektromeister Karl Horn oder der Kaufmann Ewald Stark.

Dieser kleine Kartenausschnitt zeigt das bewegte ländliche Leben der Region in ganz individueller Weise auf. Mittendrin die Eisenbahn, so konnte sich Pottangow zu einem wirtschaftlichen Zentrum für die ländliche Umgebung entwickeln. Der wirtschaftliche Erfolg zeigte sich auch auf dem genossenschaftlichen Sektor. So richtete der „Stolper Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein“ eine Zweigniederlassung in Pottangow ein. Es gab aber nicht nur Erfolgsmeldungen über eine gut florierende Wirtschaft/Landwirtschaft aus Pottangow. So konnte man im Stolper Kreisblatt auch anderes lesen:
"Das Sicherungsverfahren gegen die Bauern Christian Bredemeier, eröffnet am 30. November 1931 und Fritz Tiermann, eröffnet am 05. Dezember 1931 wird am 12. Februar 1934 wieder aufgehoben." (Stolper Kreisblatt Nr. 7 v. 14.02.1934, S.27)

Die Not hatte im Osten des Deutschen Reiches ein derartiges Ausmaß angenommen, dass zur Abwendung von Zwangsvollstreckungen und damit zur Sicherung der Ernte der Inhaber eines landwirt. Betriebes ein Sicherungsverfahren beantragen konnte, wenn er außerstande war, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, ohne das Einbringen der Ernte zu gefährden. Der Betrieb unterstand dann der Aufsicht eines Treuhänders, Zwangsvollstreckungen, usw. wurden ausgesetzt.

Viele der neuen Besitzer, bei denen es sich um Handwerkermeister handelte, bauten zusätzlich Werkstätten oder statteten die Stallgebäude mit Werkstatt aus. Beispiele:

  • Robert Reichel, Sattlermeister *1883 u. Ehefr. Hedwig, geb. Korsch, Neubau Stallgebäude mit Werkstatt (1928)
  • Hugo Stach, Mechanikermeister u. Ehefr. Gertrud, geb. Thrun in Vargow, Wohnhaus …, Schmiede (1928)
  • Hackbarth und Alice Mehring, geb. Hackbarth*1891, Neubau Wohnhaus …, Werkstätte mit Schlachthaus (1929)

Geschäfte und handwerkliche Betriebe in Pottangow:

 

Bäcker Wilhelm Knak Maurermeister Hackbarth
Baugeschäft Reinhold Ney Mühle Hans-Jürgen Frankenstein Kom.-Ges.
Baustoffhandlung Karl Massel   Adolf Pleines
Brunnenbauer E. Fritzsche Rundfunkgeschäft Gottfried Burandt
Elektroinstallateur Karl Horn Sattler Robert Reichel
Fleischer Mehring Schlosser W. Schacht
Friseur F. Hanke   Hugo Stach (Maschinenreparaturwerkstatt)
Fuhrgeschäft W. Schacht Schmiede Wilhelm Hoppe
Gasthof im Bahnhof Agnes Schulz   K. Schönegge
Gasthof E. Stark Schneider H. Töpper
Gemischtwarenhandlung Wilhelm Hildebrandt Schuhmacher Guske
Kolonialwarenhandlung Kurt Gast   Viehbranz
  Richard Neitzke Tischler Scharnowski
Manufakturwarenhandlung Erwin Olsen   Willi Sperber
  Robert Reichel   J. Troike
Viehhandlung Artur Fleming Zimmermeister Albert Röhnke
  Reinhold Wenzlaff    

 

Der Gemischtwarenhändler Rudolf Macholl wurde aus rassischen Gründen nach 1933 verfolgt und musste sein Geschäft schließen. Eine Zeitzeugin berichtet, das sie und ihre Mitschülerinnen sehr erschreckt waren, als sie hörten, dass das Geschäft von einem auf den anderen Tag geschlossen worden war und die Familie Macholl Pottangow bereits verlassen hatte. Die meisten Schülerinnen und Schüler kannten die sehr kinderfreundlichen Macholls und deren Geschäft sehr gut. Das muss bereits vor 1936 gewesen sein, weil die Zeitzeugin 1936 nach Langeböse umgezogen ist.

Besonders am Bahnhof waren auch Lagerschuppenbauten oder Kontore von Kaufleuten und Gesellschaften verbreitet. Der Kaufmann Eduard Frankenstein aus Stolp baute An der Eisenbahn Nr. 24 einen Lagerschuppen mit Mühle (1931).

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