Schloss in Deutsch Karstnitz abgebrannt
von Uwe Kerntopf (Kommentare: 1)
Die polnische Zeitung Głos Pomorza berichtet in ihrer Online-Ausgabe unter www.gp24.pl am 05.11.2009 vom Brand des Schlosses in Deutsch Karstnitz (Karżniczka).
Robert Kupisiński vom Mittelpommerschen Museum in Stolp lieferte uns die folgende deutsche Übersetzung des Artikels, der im Original (incl. Fotos und Film) hier zu sehen ist.
Brand der Schlosses in Deutsch Karstnitz, wahrscheinlich durch Brandstiftung. Die Schäden werden auf 2 Mio. Zloty geschätzt.
Der Brand ist gegen 1 Uhr nachts ausgebrochen und erfasste binnen 20 Minuten das gesamte Dach. Es ist so schnell vor sich gegangen, dass das Feuer gelegt werden musste – beurteilt Bürgermeister des Dorfes Krzysztof Kosidlak.
Das zur Zeit renovierte Schloss wurde nicht bewohnt. Gegen das Element kämpften ein paar Stunden lang 6 Feuerwehrmannschaften.
Das Dach und das Dachgeschoss war nicht mehr zu retten. Die durchgebrannten Deckenbalken stürzten in die darunter liegenden Stockwerke, indem sie die Trennwände zertrümmerten. Das Feuer vernichtete auch die gewaltige Eiche, die neben dem Schloss wuchs. Die Feuerwehrleute waren am Morgen immer noch damit beschäftigt, die Brandstätte zu Ende zu löschen.
Wie der Bürgermeister sind sie der Meinung, dass es sich um eine Brandstiftung handelt, denn Feuer bricht selten im Dachboden aus. Die Einwohner von Karstnitz sagen, dass an dem Tage zuvor ein Fremder mit einem Jeep in das Dorf kam und um das Schloss herumstrich.
Die Einwohner machen dafür die staatlichen Behörden und die folgenden Besitzer des einst schönen, historischen Bauwerks schuldig.
Das auf einer Insel, im Überschwemmungsgebiet des Flusses Karstnitz gelegene Bauwerk wurde im 18. Jh. von denen v. Puttkamer als Wasserschloss gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es Eigentum des polnischen Staates. Es waren hier zuerst eine Schule, dann eine landwirtschaftliche Beratungsstelle untergebracht. Seit den 50er Jahren des 20. Jh. steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Vor 27 Jahren habe ich im Schloss meine Hochzeit gefeiert, damals hat es wunderschön ausgesehen - sagt Zbigniew Gerula aus Karzin.
Der Verfall begann in den 90er Jahren, als das Bauwerk Eigentum der Gemeinde Damnitz und von ihr weiter in private Hände verkauft wurde. Die folgenden Besitzer brachten die Ausstattung weg, fällten Bäume im Park oder begannen mit Sanierungsarbeiten, die nicht beendet wurden. Zu einer Generalüberholung hat sich der derzeitige Besitzer, die Nex-Bud-Gesellschaft aus Orzel, in der Umgebung von Wejherowo entschlossen. Die Renovierung wurde vom Denkmalpflegeamt bewilligt.
Der rechte Flügel, der Turm und ein Teil des Daches wurden abgebaut. Es wurde geplant, im Schloss ein Schulungszentrum einzurichten. Aus dem Plan wurde nichts, denn die Banken wollten der Gesellschaft keine Kredite geben. Im Mai hatte der Präsident der Gesellschaft offen von der Absicht, das Schloss zu verkaufen, gesprochen. Seit ein paar Monaten passierte hier nichts. Das Schloss wurde nicht einmal bewacht – sagt Bürgermeister Krzysztof Kosidlak.
Der Stolper Denkmalpfleger Zdzisław Daczkowski fühlt sich nicht schuldig. Das Schloss sei ein Baudenkmal, aber auf das Vorgehen der Besitzer habe er keinen Einfluss. Als Nex-Bud die Renovierung einstellte, haben wir eine Anweisung erteilt, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, und diese wurden teilweise durchgeführt – sagt Daczkowski. Einen Fehler hat die Selbstverwaltung der Gemeinde Damnitz begangen, und zwar als sie beim Verkauf des Schlosses versäumte, in der Notarurkunde festschreiben zu lassen, dass es im Falle von Verwahrlosung dem neuen Besitzer weggenommen werden kann.
Kommt es nun zum Abriss des Schlosses? Daczkowski: Es ist möglich, wenn das Kulturministerium die Streichung aus dem Verzeichnis der Baudenkmäler genehmigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Besitzer sich darum bemühen wird. Der Präsident der Nex-Bud-Gesellschaft Wojciech Kurowski war gestern nicht zu erreichen. Für wen war das Abbrennen des Schlossen wichtig? Das will die Staatsanwaltschaft ermitteln.
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Kommentar von fritz loll |
Der Bürgermeister von der Gmina Damnica wird sich wohl unbequeme Fragen gefallen lassen müssen, wenn die Frage gestellt wird, wer ein Interesse an einem "warmen Abbruch" diese wunderschönen Baudenkmals hat. Dies fragt man sich um so mehr, wenn man in der Presse liest, das schon von einem Antrag auf Streichung dieses Gebäude aus der Liste der
schützenswerten Gebäude beim Kultusministerium in Warschau spricht.
fritz loll