Wirtschaftliche Entwicklung

Die Verwaltung der Stadteigentumsdörfer ist der Kämmerei der Stadt übertragen. Dort wird auch genau über die Pachteinnahmen und die Ausgaben Buch geführt. Die Aufzeichnungen finden sich bis 1590 im Armenkastenregister und danach in den Hospitalakten der Stadt. Sie sind von Dr. Hermann Seils ausgewertet und veröffentlicht worden. Die folgende Beschreibung der wirtschaftlichen Entwicklung in Krussen bis zum Jahr 1720 beruht überwiegend auf dieser Auswertung. Für die spätere Zeit erfolgt eine Abstützung auf Pagel, S. 661ff. und die Ostpommersche Heimat 1939, Nr. 18-19.

Die Bauern und Kossäten sind bis zur Regulierung der wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Jahr 1822 Leibeigene der Stadt Stolp. Bauernhöfe und Katen-Stellen werden also von der Stadt besetzt. Bauern und Kossäten zahlen eine jährliche Pacht. Sie können auch persönliches Eigentum bilden, aber sicher nur in guten Zeiten.

Die Güte des Bodens ist in der Gemarkung Krussen nicht so gut, eher mittelmäßig. Es kann kein Weizen angebaut werden. An Getreide wächst Roggen, Gerste, Hafer und etwas Buchweizen. Geerntet wird lediglich das 3. Korn, d. h. wenn 1 Scheffel ausgesäht wird, können 3 Scheffel geerntet werden. Auch die Arbeitsbedingungen sind nicht gerade förderlich. Bauern und Kossäten sind neben der Pacht zur Dienstleistung auf dem städtischen Loitzer Hof verpflichtet und der liegt ca. 8 km entfernt.

Im Jahr 1548, zu Beginn der aufgezeichneten Pachteinnahmen, hat das Dorf Krussen 11 Bauern, 1 Kossäten und 1 Schmied. Zu Beginn des 30jährigen Krieges sind es 16 besetzte Höfe. Da die Pachteinnahmen von 1548 bis 1608 nahezu exakt gleich bleiben, kann man davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in diesen 60 Jahren durchschnittlich bis gut ist. Andernfalls hätte die Stadt das eine oder andere Jahr auf einen Teil der Pacht verzichten müssen, was in der Folgezeit auch zu beobachten ist. Ein weiterer Indikator ist die Besetzung der Höfe. In Krussen sitzen die Bauern sehr lange auf ihren Höfen. Für den Fall, dass sie schlecht gewirtschaftet hätten, wären sicher schnellere Umbesetzungen aus den Akten zu ersehen. Anders als bei einigen anderen Städten unterstützt die Stadt Stolp ihre Bauern in Zeiten der Not, was Leidensfähigkeit und Motivation in gleicher Weise erhöht. Im Jahr 1553 ist vermerkt, dass der Schmied Paul Niedselitze bei der Reparatur seines Katens unterstützt wird, weitere Beispiele zeigen die Hilfe der Kämmerer deutlich.

Zum Ende des Krieges im Jahr 1648 sind es noch 12 besetzte Höfe, die anderen liegen wüst, werden aber von den Bauern mit bewirtschaftet. Während der nachfolgenden Kriege 1650-1655, 1672-1679 und 1700-1720 nimmt die Zahl der Bauern weiter stetig ab. Bei der Hufenklassifikation 1717 sind es noch 7 Bauern und 3 Kossäten. Dennoch geht aus den Inventuren der Kämmerei in Krussen hervor, dass der Viehbestand auch während der Kriegszeiten fast gleich hoch geblieben ist. Lediglich die Zahl der Pferde nimmt zum Teil stark ab. Der 30jährige Krieg hinterlässt in diesem Teil Pommern also keine leeren Dörfer. Aber das statistisch nicht messbare Leid der Bevölkerung, die zum großen Teil nur in kaum denkbaren widrigen Umständen überlebt hat, darf nicht vergessen werden. Und eine wirtschaftliche Erholung ist durch die Belastungen der Nachfolgekriege nahezu ausgeschlossen. Zu diesen Belastungen kommt noch die Pest hinzu, die 1657 für Damnitz und 1710 für Quackenburg nachgewiesen ist. Von Krussen gibt es dazu keine Nachrichten.

Auch der Siebenjährige Krieg 1756-1763 bringt noch einmal einen Rückschritt in der wirtschaftlichen Erholung. Russische Soldaten fallen mehrmals in Krussen und benachbarten Dörfern ein, brandschatzen oder rauben zumindest Geld, Vieh und Leinenzeug.

Mit dem Rezess vom 22. Februar 1822 werden die Acker- und Wiesenländereien an 8 Bauern und 3 Kossäten in Erbpacht vergeben. Erst jetzt arbeiten die Dorfeinwohner für sich. Aber es gibt auch immer wieder Rückschläge, wie in der Nacht vom 3. zum 4. Mai 1868, auf dem Kruggrundstück ein Feuer entsteht und schließlich 14 Gebäude eingeäschert werden. Auch Vieh verbrennt (Intelligenz-Blatt Nr. 37/1868, S. 1).

 

Die sogenannten Reallasten, z. B. für die Kirche in Quackenburg, werden erst später vollkommen abgelöst. Krussen wandelt sich dadurch von einem Stadteigentumsdorf in ein Bauerndorf. 1939 hat es 53 landwirtschaftliche Betriebe, davon 9 Bauern mit 25 und mehr ha.

Weiterhin gibt es zuletzt eine Zweigniederlassung der Ländlichen Spar- und Darlehenskasse Quackenburg, einen Gasthof (Fritz Wiedenhöft), die Schmiede (Alfred Herzog) und einen Schneider (Horst Haase) und die Kolonialwarenhandlung Brüggemann.

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