Gutshaus und Park
Durchfuhr man den Gutshof, so gelangte man durch ein stets immer offenes hohes Gartentor in den Park. Das vor der Freitreppe des Gutshauses liegende große Rondell wurde links umfahren, so daß nach dem Aussteigen der angekommenen Gäste der Kutscher geradeaus die Pferde in den Stall und den Kutschwagen in die Remise bringen konnte. In der Mitte dieses Rondells befand sich eine große Rabatte mit den jahreszeitlich gerade blühenden Blumen. Von der Freitreppe aus gesehen befand sich links davon der Springbrunnen, der aber nicht mehr funktionierte und in dessen nicht gefülltem Bassin wir als Kinder häufig spielten. Der Park, in welchem das Gutshaus lag, war auf Veranlassung meiner Großmutter durch die Gärtnerei Hohmann aus Bremen (eine heute noch existierende Gartenbau-Firma in Bremen) neu angelegt worden. Zu jeder Jahreszeit blühten hier Blumen in den Rabatten, die Wege wurden stets sauber gehalten und geharkt, wofür wir als Kinder gelegentlich herangezogen und auch mit einem Groschen belohnt wurden. Es standen sich im Park Bäume wie Ahorn, Linden, Blutbuchen, Tannen, welche ein sehr abwechslungsreiches Bild boten. Kennzeichen dieses Parkes war die hohe Tanne, deren Höhe und deren Umfang des Stammes von uns Kindern als riesig empfunden wurden. Sie war auch von fern schon zu sehen, da sie weit über die Dächer der Stallungen und des Gutshauses herausragte. Am hinteren Ende des Parkes, dem Dorfe zu, befand sich das leicht erhöht gelegene Treibhaus mit den Mistbeeten, in denen Melonen und Gurken heranreiften. Dies war das mit einer Buchsbaumhecke umgebene Reich vom Gärtner-Emil, Emil Kaufmann, der von uns häufig besucht wurde. Er war meist mit dem Umpflanzen und Umtöpfen der gezogenen Pflanzen beschäftigt. In diesem Treibhaus herrschten immer eine feuchte Schwüle und der Geruch von frischer Blumenerde. Begleitet wurde Emil immer von seinem Dackel Waldi, der stets zu unserer Erheiterung für jedes Mißgeschick, welches Emil unterlief, verantwortlich gemacht wurde. Hier am Treibhaus befand sich das hintere Tor des Parkes, welches zum Ende des Dorfes auf die Dorfstraße hinführte.
Blickte man vom Treibhaus in südlicher Richtung, so führte ein gerader Weg zu einer Pforte, welcher sich dann an den tiefer gelegenen Zessin´schen Wiesen entlang schlängelte und schließlich auf den Weg stieß, der über die Parthenberge nach Mellin führte.
Hinter dem Gutshaus führte durch die Blumenrabatten ein Fußweg. Hier lag abgetrennt durch eine etwa 50cm hohe Steinmauer und eine kleine Wiese der Teich, der im Sommer mir zu manchem Angelerfolg verhalf und der im Winter bei geschlossener Eisdecke uns und unseren Dorffreunden zum Schlittschuhlaufen diente.
Das Gutshaus betrat man über die große Freitreppe, überquerte die überdachte Veranda, von welcher man einen Blick zum Hof und zu den Stallungen hatte und durchschritt von dieser eine große Doppeltür, die in strengen Wintern das Haus vor Kälte schützte