Die Schule in Groß Rakitt

Schule Groß Rakitt vor 1945
Schule Groß Rakitt vor 1945

Ab wann eine Schule in Groß Rakitt existierte, ist heute nicht mehr feststellbar. Laut Ludwig Wilhelm Brüggemann in „Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern“ aus dem Jahre 1784 befand sich neben 5 Bauern, 2 Halbbauern und 4 Coßäthen auch ein Schulmeister in Groß Rakitt. In der „Chronik des Dorfes Kleinrakitt“, angefertigt vom Lehrer Gustav HOPPE im Jahre 1940 wird auch über die Schule in Groß Rakitt berichtet. Dort ist zu lesen, dass im Jahre 1815 bei einer Schulvisitation durch den Ortsschulinspektor Samuel Gotthilf SEEBALD für Groß Rakitt der Schulhalter Joh. Gottlieb RAMPTHUN genannt wird. Er sei 80 Jahre alt und seit 50 Jahren auf diesem Posten. 22 Kinder besuchten im Winter 1814/15 diese Schule. Aber lesen wir einfach aus der Klein Rakitter Dorfchronik:

Ein Visitationsbericht des Jahres 1818 hebt hervor, dass die Jugend in der Schule Großrakitt mehr angeleitet war zum guten Schreiben. Die Lehrer waren damals überall dieselben, außer Großrakitt, „wo an die Stelle des Rampthun getreten war Johann Bosmann, 40 Jahre und seit 2 Jahren im Amt, von geringem Talent und geringer Ausbildung, befleißigt sich aber, den Mangel des letzteren durch Fleiß zu ersetzen, ist tätig im Amte und von löblichen Sitten. Die Winterschule wird in allen Dörfern regelmäßig besucht und der Besuch der Sommerschule wird teilweise mit Zwang bewirkt. Die Einführung des Schulgeldes hat bis jetzt allgemeinen Widerstand gefunden“. Das Schulhaus befand sich auf dem jetzt freien Platze schräg links gegenüber von der neuen Schule. Bei einer Besichtigung am 8.12.1836 wird bemängelt, dass die Schulstube viel zu klein sei und vergrößert werden soll. Außerdem soll der Wohnstube ein besonderer Eingang gegeben werden. Bei der Aufnahme in die Schule musste auch damals schon der Impfschein vorgelegt werden. Laut Verfügung vom 10.11.1826 hieß es: „Diejenigen Kinder, welche keinen Schein aufweisen können, dass ihnen die Pocken geimpft sind, sollen nicht in die Schule aufgenommen werden, und dennoch beleibt es für die Eltern Pflicht, die Kinder zur Schule zu schicken.“ Wohnstube wie Schulstube waren sehr niedrig, wie es eben in den alten Fachwerkshäusern der Fall ist. Da außer den Rakitt-Dörfern auch noch die Dörfer Wottnogge, Saviat und Dambee ihre Kinder nach Großrakitt in die Schule schicken, war der Raum sehr beengt. Der Nachfolger des Lehrers BOSMANN, Lehrer (Friedrich Wilhelm) LOLL, hatte weit über 100 Kinder zu unterrichten. Die Höchstzahl betrug einmal 170 Kinder. Im Sommer wurde die Schule von 6 bis 8 Uhr von den großen Kindern, von 8 bis 12 Uhr von den kleinen besucht; im Winter fand Unterricht von 8 bis 12 Uhr und von 2 bis 4 Uhr statt. Lehrer LOLL feierte am 3.11.1883 in Großrakitt sein 50-jähriges Amtsjubiläum. Er war 30 Jahre in Großrakitt tätig. Als alter Mann ziemlich schwerhörig, konnte er den Unterricht doch nicht mehr so versehen wie früher. Einige Jahre später schied er deshalb aus seinem Amte. Sein Nachfolger war seit dem 1.10.1887 Lehrer (Otto) RAHN, der nunmehr an der überfüllten Schule seine Kunst versuchen konnte. Lehrer LOLL hatte aber bereits Verhandlungen mit den Gemeinden und der vorgesetzten Behörde eingeleitet, um den stärksten Großrakitter Gast, nämlich Kleinrakitt, abzuzweigen. 1888 wurde endlich auch in Kleinrakitt eine Schule gebaut, die am 5.11.1888 eröffnet wurde. Großrakitt gab damals 45 Schulkinder an die neue Schule ab, eine ansehnliche Zahl. Der erste Lehrer in Kleinrakitt hieß (August) TIMM. In der Nacht vom 28./29.3.1894 brannte die Schule in Großrakitt nieder. Die Brandursache ist unbekannt. Nachdem die Schule 1894 bis 1896 in Noträumen untergebracht worden war, wurde 1896 mit dem Bau einer neuen Schule begonnen. Es ist die, welche heute noch steht. Ab 1.9.1897 wurde darin unterrichtet. Der Lehrer (Otto) PAHNKE nahm als Nachfolger RAHNs darin den Unterricht auf und hat Großrakitt viele Jahre betreut. Zugleich mit dem Großrakitter Neubau wurde auch ein solcher in Wottnogge in Angriff genommen. 1897 wurden die Dörfer Wottnogge (ab 1937 Mühlental) , Saviat (ab 1937 Seeblick), Dambee (ab 1937 Eichen) dorthin abgezweigt, so dass in Zukunft nur Großrakitt und Neuhof die Schulkinder für die Großrakitter Schule stellten. ... 1906 wurde in Neuhof eine Schule erbaut, die im Frühjahr 1907 eröffnet wurde. Der erste Lehrer an dieser Schule hieß BAUMANN. Am 6.2.1907 wurden die Bochower Kinder von Kleinrakitt der neuen Schule in Neuhof überwiesen. Gleichzeitig schieden aus der Schule Großrakitt die Kinder Neuhofs (nach 1905 Neurakitt). Somit waren die drei jetzt bestehenden Rakittdörfer voneinander unabhängig, da jedes Dorf eine eigene Schule hatte.

Schule Groß Rakitt nach 1945
Schule Groß Rakitt nach 1945

Soweit die von Gustav HOPPE geschriebene Chronik. In dem „Auskunftsbuch (Schematismus) der öffentlichen evangelischen und katholischen Volksschulen der Prov. Pommern (1903)“ von Cyrus und Johannes Herold ist für Groß Rakitt folgendes vermerkt: eingeschulte Ortschaften Neuhof, Wildbergshof und Wilhelminental, 110 Schüler in 2 Klassen, Klasse I mit 32 und Klasse II mit 24 Wochenstunden, eine Frau DREWKE ist Lehrberufungsberechtigte (vermutlich die Frau Rittergutsbesitzerin zu Neuhof, Martha DREWEKE geb. SIEBERT), Pastor (Otto Johannes Andreas) DIBBELT ist Ortsschulinspektor. Als Lehrer sind aufgeführt:
1.) Otto PAHNKE, 1. Lehrer, der 1885 in Bütow sein Lehrerseminar abgeschlossen hat, sein Grundgehalt beträgt 900 Mark, der Wert der Wohnung wird mit 150 Mark angegeben, der Alterszulagesatz beträgt 100 Mark, die Landdotation 12 Morgen (66 Mark);
2.) W. TEIFKE,  Lehrer, der 1901 in Bütow sein Lehrerseminar abgeschlossen hat, sein Grundgehalt beträgt ebenfalls 900 Mark, sein Alterszulagesatz 100 Mark.
Das Gründungsjahr der Schule ist unbekannt, eine Bibliothek ist vorhanden, das Schulhaus massiv gebaut und neu.
In dem Buch „Der Landkreis Stolp in Pommern (1989)“ von Karl-Heinz Pagel wird berichtet: „In der im Jahre 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 75 Schulkinder. ... Lehrer in Groß Rakitt waren MILZ, ZIEBEL, Paul LEMKE und Wilhelm NITZ.“

Meinen Recherchen zufolge waren somit folgende Personen in Groß Rakitt als Lehrer tätig:
Joh. Gottlieb RAMPTHUN von 1785 bis 1816; Johann BOSMANN von 1816 bis 1853; Friedrich „Wilhelm“ LOLL von 1853 bis 30. September 1887; Friedrich „Wilhelm“ August KASIS(CH)KE 1878; Otto RAHN vom 1. Oktober 1887 bis August 1897; Otto PAHNKE vom 1.9.1897 bis mindestens 1929; TROYKE 1900; W. TEIFKE 1902; SCHRÖDER 1913; Paul ZIEBELL 1929; MILZ; Paul LEMKE; Wilhelm NITZ 1936; DONIG vor 1945.

Oskar Schmidtke 1943
Oskar Schmidtke

Den Anstoß für meinen Bericht über diese Schule verdanke ich Oskar SCHMIDTKE, geb. am 6. September 1921 in Groß Rakitt, Sohn des früheren Bürgermeisters Otto SCHMIDTKE. Seine Tochter entdeckte meine Internetseite zu Groß Rakitt und vermittelte den Kontakt. Er besitzt ein Photo von 1929/30, das vermutlich einzigartig ist. Es zeigt 2 Lehrer und 77 Schüler, von denen er sowie Margot SPIEKERMANN geb. BLOCK 2/3 namentlich identifiziert haben. Dieses Photo haben mein Cousin Thomas Schlager und ich bei unserem Besuch im Februar bei Oskar eingescannt. Wir würden uns freuen, wenn wir Korrekturen und/oder Ergänzungen erhalten würden. Einen Abdruck des Photos können wir zur Verfügung stellen.

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