Weitere militärische Einrichtungen

Neben den in Garnison liegenden Truppenteilen gab es in der Stadt eine Vielzahl weiterer militärischer Einrichtungen. Sie dienten der Verwaltung der Garnison in Zusammenarbeit mit den zuständigen Gremien des Magistrats, der Ausbildung und Unterrichtung von Soldaten und Kadetten, der Fürsorge für ehemalige Soldaten, und auch der Organisation der Einberufung von Wehrpflichtigen.

 

Husarenschule

 

Der Zeitpunkt der Einrichtung einer Husaren- oder Militärschule ist leider nicht bekannt. Es gab sie aber zur Unterrichtung der Kinder aus Soldatenfamilien. Nolte schreibt dazu: Die Kinder wurden in besonderen Husarenschulen unterrichtet, die Blücher stets förderte [1]. Da dies im Zusammenhang mit der Zeit nach dem siebenjährigen Krieg (1756–1763) erwähnt wird, als es der König im Gegensatz zur Zeit davor sehr gern sah, wenn die Soldaten heirateten, weil die Bevölkerungsanzahl steigen sollte, könnte man annehmen, dass die Schulen zur Unterstützung dieser Politik eingerichtet und subventioniert wurden. Bartholdy erwähnt, dass die Militärschule im Jahre 1820, wohl im Zuge der Reorganisation des städtischen Schulwesens, geschlossen wurde [2].

 

Kadettenschule

 

Friedrich II. gründete nach dem siebenjährigen Krieg (1756–1763) eine Kadettenschule in Stolp. Am 1. Juni 1769 konnte sie für zunächst 48 Kadetten eröffnet werden. Der erste Leiter war Hauptmann v. Kötteritz.

Die Schule sollte Schüler aus armen adeligen Familien der Kreise Stolp, Lauenburg und Bütow aufnehmen und ihnen eine auf den Offizierberuf ausgerichtete Erziehung und Ausbildung zukommen lassen. Der König stattete die Kadettenschule finanziell aus, so dass den Eltern keine Kosten entstanden. Wenn Plätze frei waren, konnten Söhne aus begüterten Adelsfamilien gegen eine Kostenbeteiligung aufgenommen werden.

Das Kattenhaus bestand zu Beginn aus einem Haus, welches in der Lange Straße, dem Schloss gegenüber, angekauft und entsprechend ausgebaut wurde. Im Jahre 1777/1778 wurde das Kadettenhaus um zwei weitere, anschließende Gebäude erweitert, so dass jetzt die doppelte Anzahl von Kadetten aufgenommen werden konnte.

Die Kadetten waren bei Eintritt zwischen 8 und 10 Jahre alt und die Ausbildung dauerte 6 Jahre. In den beiden unteren Klassen wurde Lesen, Schreiben, Rechnen, Erdkunde, Geschichte und Religion unterrichtet. Die Fächer in den 4 oberen Klassen waren Schönschreiben, Rechtschreibung, Briefstil und Geometrie. Französisch und Tanzen kamen hinzu.

Die Absicht, das alte Kadettenhaus zu verkaufen und ein neues auf dem Sandberg vor dem Mühlentor in der Nähe der königlichen Lachsschleuse oder auf dem Probsthof anzulegen, kam nicht mehr zum Tragen, da im März 1811 der Befehl zum Umzug nach Potsdam kam. Ein Erlass vom 15. Juni 1811 setzte die Zahl der Kadetten für Potsdam wieder auf 48 fest. Am 21. September 1811 verließen die Wagen mit den Kadetten die Stadt in Richtung Berlin.

Weitere Einzelheiten und Namen der Kadetten sind auf der Seite des Instituts Deutsche Adelsforschung zu ersehen.

Das Kadettenhaus wurde in ein Invalidenhaus umgebaut [2].

 

Invalidenhaus

 

Nach der Beendigung des 2. Schlesischen Krieges (1744–1745) soll Friedrich II. Anweisung zur Errichtung der Invalidenhäuser in Berlin, Karlshafen und Stolp gegeben haben [3]. Die Lage des frühen Invalidenhauses in der Stadt Stolp ist nicht überliefert. Erst mit der Schließung des Kadettenhauses wird auch das Invalidenhaus genannt, welches die Häuser der Kadettenschule 1811 übernimmt. Auch die vom Invalidenhaus ab 1813 geführten Kirchenbücher deuten an, dass erst zu dieser Zeit von einer organisierten und preußisch verwalteten Einrichtung gesprochen werden kann. Noch 1920 wird im Adressbuch der Stadt Stolp das Invalidenhaus mit Geschäftszimmer in der Schmiedetormauerstraße 28 genannt.

 

Bezirkskommando Stolp - Wehrbezirkskommando Stolp

 

Das Bezirkskommando in Stolp bestand seit Errichtung des II. Armeekorps (Stettin) im Jahre 1820. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es umbenannt in Wehrbezirkskommando Stolp.

Die Dienststelle hatte, neben allgemeinen Verwaltungsaufgaben im Bereich der Versorgung und Fürsorge, hauptsächlich die Erfassung, Musterung und Einberufung der Wehrpflichtigen für die Kreise Stolp, Rummelsburg, Lauenburg und Bütow zu organisieren. Dazu unterstanden ihm die entsprechenden Meldeämter bzw. Wehrmeldeämter. Das Wehrmeldeamt in Stolp war daher nur für den Stadt- und Landkreis Stolp zuständig. Die Bezirkskommandos wurden von den jeweiligen Kommandeuren der in Stolp stationierten Landwehreinheiten in Personalunion geführt, die Wehrbezirkskommandos von den Kommandeuren des Husaren-Regiments bzw. des Reiter-Regiments. Sie wurden vom Personal der Meldeämter bzw. Wehrmeldeämter unterstützt [4].

 

Garnisonverwaltung - Garnisonkommando

 

Auch die Verwaltung der Garnison organisierte sich mit der Zeit so, dass eine eigene Dienststelle als Ansprechpartner der Stadtverwaltung und der unterschiedlichen in Stolp stationierten Truppen entstand. Zu früheren Zeiten gab es nur einen nebenamtlichen Quartiermeister, der die Aufgabe warnahm. Mit dem Bau der ersten Kasernen bestand die Garnisonverwaltung aus einem Kasernen-Inspektor und einem Kasernen-Wärter. In der neuen Reichswehr wurden die Aufgaben getrennt. Der militärische Teil wurde dem Garnisonältesten und der verwaltungstechnische Bereich der Garnisonverwaltung übertragen [5].

 

Weitere militärische Einrichtungen

 

Die für die stationierten Truppenteile wichtigen Einrichtungen, wie Garnisonlazarett, Fliegerhorstkommandos und logistische Einrichtungen sollen hier nur kurz genannt werden. Außerdem gab es noch eine Vielzahl von Kleinstdienststellen, die oft nur aus einer oder zwei Personen bestanden.

 

Quellen:

[1] Nolte, Herbert: Stolp und seine Reiter, in: Ostpommersche Heimat 1929, Heft 13

[2] Bartholdy, Walter (Hrsg.): O Stolpa, du bist ehrenreich..., kulturgeschichtliche Beiträge zur Kirchen- und Stadtgeschichte von Stolp, Stolp 1910, S. 340 ff. und 432

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Invalidenhaus

[4] Pagel, Karl-Heinz: Stolp in Pommern - eine ostdeutsche Stadt, Lübeck 1977

[5] Adressbücher der Stadt Stolp 1882, 1914, 1920, 1931

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