Uwe Kerntopf: der Fußballer Kurt BLETSCH

Ende August kontaktierte mich Hans-Hermann Böing, der in alten Familienfotos auch ein Foto der Familie Bletsch fand. Frau Else Bletsch war mit ihren beiden Söhnen im Haus der Großeltern seiner Ehefrau von 1947 bis 1952 im Rahmen einer Einquartierung in Bocholt untergebracht.

 

Seine Recherchen ergaben, dass es sich bei dem Ehemann um den in Stolp geborenen Kurt Bletsch handelt, der ein „recht passabler Fußballspieler“ gewesen sein soll, aber nicht aus dem Krieg zurück kam, seit 1. August 1944 galt er als vermisst in Estland.

 

Das Foto zeigt ihn in Uniform zusammen mit seiner Frau und dem ältesten Sohn.

Ich zitiere aus der Jubiläumsausgabe 80 Jahre Sportverein Viktoria Stolp, herausgegeben von Heinz Völz, Pfingsten 1989, Seite 77:

 

Kurt Bletsch zum Gedenken

 

Eine der großen Stützen in der ersten Fußballmannschaft von Viktoria Stolp war in der Zeit von 1926 bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahre 1940 Kurt „Dicker“ Bletsch.

Ihn stellte die Sportillustrierte „KICKER“in ihrer Ausgabe vom 29. August 1939 wie folgt vor:

Kurt  B l e t s c h , Viktoria Stolp, gehörte zur „alten Garde“ der pommerschen Sportler. Sein Name ist einer der bekanntesten in Pommern, besonders aber für Ostpommern und insbesondere für seinen Verein in Stolp ist der Name Bletsch ein Begriff.
Alle Tugenden eines wahrhaft vorbildlichen und vielseitigen Sportsmannes,, sei es Vereinstreue, Lebenswandel, Kameradschaft und großes Können, zeichnen ihn aus. Noch nie ist Bletsch in seiner langjährigen sportlichen Laufbahn gerügt, verwarnt oder herausgestellt worden, auch ein Jubiläum seltenster Art.

Kurt Bletsch, geboren am 11.07.08 in Stolp, trat mit 15 Jahren (1923) in Viktoria Stolp ein. Ab 1926 hat er als Läufer, später als Verteidiger in der Liga gespielt und ist noch heute der Turm der Abwehr. Für den Gau Pommern spielte Bletsch bisher zwölfmal repräsentativ. Auch als Leichtathlet konnte Bletsch schöne Erfolge erzielen. Er wurde zweimal Kreismeister über 800 Meter und mehrmals Waldlaufmeister des Kreises Stolp und ist in Viktoria Stolp neben seinem Posten als Mannschaftsführer der Ligaelf Vereinsfachwart für Leichtathletik und Handball.

Beruflich ist Bletsch Verwaltungsbeamter einer Landeskrankenkasse.  Zaeske.

 

Ergänzend hierzu können wir heute noch sagen, daß mit der Hereinnahme von Kurt Bletsch in die erste Fußballmannschaft 1926, wo er den rechten Läuferposten innehatte, der Aufstieg der Schwarz-Weißen begann, an dem „Dicker“ Bletsch so hervorragenden Anteil hatte: Die zahlreichen Ligameisterschaften, der Grenzmark-Titelgewinn, die Spiele um die Balten- und Deutsche Meisterschaft und schließlich die Spitzenstellung im pommerschen Fußball. In den Jahren 1935 und 1936 widmete sich Kurt Bletsch zwar nur noch dem Handball, wobei er eine ebenso starke Stütze seiner Elf wurde. Aber schon 1937, als die Fußballer durch den Austritt der beiden Stammspieler Karl Lewand und Gustav Hermann empfindlich geschwächt wurden, stellte er sich sofort wieder zur Verfügung und wurde, nunmehr als Verteidiger und Mannschaftskapitän, nebenher noch als Trainer, zum wahren Vorbild der Viktoria, die gegen stärkste deutsche Mannschaften anzutreten hatte, und der es sogar gelang, die hochfavorisierte Fortuna Düsseldorf zu schlagen.

 

Als „Dicker“ Bletsch 1940 zur Wehrmacht einberufen wurde, verlor Viktoria Stolp eine ihrer größten Stützen. Kurt Bletsch ist 1944 in Rußland gefallen. Seine Frau, die heute in Gevelsberg wohnt, ist eine treue Viktorianerin geblieben und gehört nach wie vor der Traditionsgemeinschaft Viktoria Stolp an.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass er fünfmal in die pommersche Fußball-Auswahlmannschaft berufen wurde.

Da die Lage der Primärquellen für die Stadt Stolp ja sehr schlecht ist, nahezu alle Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen gelten als Kriegsverlust, bestand am Anfang meiner Recherchen wenig Hoffnung, etwas mehr über die Vorfahren von Kurt Bletsch herauszufinden.

 

Aber Puzzlesteine aus Sekundärquellen liessen sich nach und nach zusammenfügen. So die spärlichen Angaben aus dem Stolper Kirchenblatt aus den Jahren 1930, 1934, 1936 und 1936.

In der Stolper Heimatstube findet sich auch Material über die Traditionsgemeinschaft SV Víktoria Stolp e.V.
So in der Jubiläumsausgabe des 80-jährigen Bestehens des Vereins, sowie in der Sonderausgabe von Juni 1999, in der der Neffe Rudolf Bletsch an seinen Onkel Kurt Bletsch erinnert.

Man wurde dann bei Ancestry in den Berliner Standesamtsunterlagen fündig, in der die Familie Bletsch ein kurzes Intermezzo gab, aber wieder ins Stolper Land zurückkehrte.

Der Ursprung der Familie Blecht liegt in den Orten Alt Karwen und Alt Jugelow, und anhand von Primärquellen für diese Orte konnten die Vorfahren bis hin zum Urururgroßvater von Kurt Bletsch gefunden werden.

Die Recherche nach allen Nachkommen dieses Urururgroßvaters Matthias Bletsch wurde dann etwas umfangreicher ...

 

Auch diese Forschungsarbeit hat mir gezeigt: never give up! Sie hat dann richtig Spaß gemacht. Aus einem Puzzle mit 2 bzw. 3 Teilen (siehe Foto oben) entstand ein großes Puzzle, alleine für die BLETSCH-Nachkommen 115 Blutsverwandte, benutzte Quellen 256 an der Zahl.

 

Familiennamen bei den BLETSCH-Nachkommen: ADAM, BANDNER, BARZ, BODTKE, BRUHNKE, DÖHRING, DURDEL, GREINKE, GRUSCHKE, HAHN, HERRMANN, HINTZ, HÜBNER, JANTZ, JORCZYK, KABBE, KAUFMANN, KRÄFT, LOETZKE, MÜLLER, NAGEL, NIEDERMEYER, PETHKE, PREIS, RADDE, SCHNAASE, SCHULZ, SIELAFF, STÜWE/STIEWE, TOSCH, WACH, WENDT

 

Die Familiennamen der Vorfahren von Kurt BLETSCH lauten: BRUHNKE, DURDEL, JANTZ, KLIX, LOETZKE, STIEWE, STÜWE, THUROW, WENK, WOKEN

Die Vorfahren von Kurt BLETSCH

BLETSCH Vorfahren.pdf (23,5 KiB)

Die Nachkommen von Matthias BLETSCH

BLETSCH Nachkommen.pdf (82,7 KiB)

Ergänzungen / Korrekturen bitte mir melden.

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