Schule

Durch das Edikt vom 13. Oktober 1717 wurde in Preußen die allgemeine Schulpflicht eingeführt. In enger Verbindung mit der Kirche war in Pommern bereits ein Schulwesen entstanden, aber bis es tatsächlich zu einer durchgängigen Unterrichtsversorgung für alle Kinder in allen Dörfern des Landkreises Stolp kam, sollte es noch eine lange Zeit brauchen. Als Schulgebäude dienten zunächst kirchliche Einrichtungen und der Küster und Organist war gleichzeitig Lehrer.

Im 18. Jh. entstanden nach und nach Schulen im Landkreis, die Lehrer konnten aber häufig noch nicht von dem Lehrereinkommen leben und hatten deshalb einen handwerklichen Beruf. Lange Zeit gab es nur die „Winterschule“.

Um 1830 wurden in Bütow und Köslin Lehrerseminare zur Professionalisierung der Lehrer eingerichtet. Zu Beginn des 19. Jh. soll es im Landkreis Stolp 181 Schulen gegeben haben. Der Sommerschulbetrieb wurde eingerichtet – auch wenn viele Schüler häufig zu Hause mitarbeiten mussten und deshalb den Unterricht versäumten.

In der Weimarer Republik wurde die Schulaufsicht von hauptamtlichen Fachkräften übernommen, deren Arbeit sich in zwei neu eingeteilten Schulaufsichtsbezirken vollzog. Gerade gegenüber dem grenznahen Polen wollte man sich mit einem eigenen vorbildlichen Schulwesen darstellen und abgrenzen. Dafür sollten erheblichen finanzielle Mitte bereitgestellt werden. Landrat Dombois erhielt mehrere Millionen für die Einrichtung eines Fonds für den Schulausbau. Nun wurden viele alte Gebäude durch neue Schulgebäude ersetzt.

In Darsin findet sich für 1910 ein Eintrag im Katasteramt über ein Schulhaus mit Hofraum und Hausgarten. Außerdem gehört eine Scheune mit Stallung dazu. Eigentümer der Schule ist zunächst die Schulgemeinde. 1913 firmiert der Name des Eigentümers um in „Schulverband Darsin“. 1936 erfolgte der Bau eines Kraftwagengebäudes von Lehrer Alfred Burgmann, welches gewerblich eingestuft war. 1940 gehörte die Schule der Landgemeinde. Die Schule in Darsin ist im Dorfplan eingezeichnet (Nr. 40).

Lehrer Gottlieb Peter Putzig

Bereits für 1851 kann man Gottlieb Peter Putzig (*1822 in Groß Podel, +1887 in Sageritz) als Lehrer für Darsin nachweisen. Er war dort bis 1855 tätig. Der Wohnungsanzeiger für Stolp/den Stolper Kreis weist ihn für 1864 als Lehrer in Sageritz aus, wo er bis zu seinem Lebensende wohnte und starb.

Die Lehrer hatten untereinander vielfach Kontakt; sie tauchen immer wieder als Taufpaten bei Lehrerkollegen anderer Orte auf. So war es auch bei Lehrer Putzig, der 1851 als TP bei dem Neugeborenen von Lehrer Siemon in Poganitz im Ev. Kirchenbuch Lupow vermerkt ist. Dieser Lehrer Siemon, auch Simon geschrieben, wurde 1855 sein Nachfolger in Darsin.

Lehrer Karl Julius Friedrich Siemon

Der Lehrer Karl Julius Friedrich SIEMON, am 27.07.1825 in Puggerschow, Kr. Lauenburg in Pommern geboren, kam mit knapp 30 Jahren nach Darsin. Da hatte er bereits schwere Schicksalszeiten hinter sich. Sein Sohn Emil starb kurz nach seiner Geburt 1850. Auch seine 1. Ehe wehrte leider nicht lange. Ehefrau Anna Caroline geb. Scheel starb 1853 nach mehreren Schwangerschaften und Geburten 29jährig an Auszehrung. Daran kann man sehen, dass diese Zeiten auch für Lehrerfamilien keine einfachen Zeiten waren und besonders die Frauen oftmals jung verstarben.

Mit den kleinen Kindern blieben die Witwer meistens nicht lange allein. Zweit- und Drittehen kamen häufiger vor. Und auch Lehrer Karl Julius Friedrich, genannt Lehrer Julius, heiratete schnell ein 2. Mal und zog von Poganitz nach Darsin, wo er das Lehreramt von Lehrer Putzig übernahm. Durch seine Seminaristenzeit in Köslin von 1844 – 1846 mit bestandener Prüfung und seiner Praxiszeit in Poganitz kam er beruflich bereits gestanden nach Darsin. Auch privat ging es wieder voran. So heiratete er in 2. Ehe Ulrike Emilie Henriette Birr *16.10.1823, deren Familie in Kurzweil ansässig war. Weitere Kinder wurden in 2. Ehe geboren.

 

Kinder 1. Ehe geboren in Poganitz:

Caroline Siemon *err. 1846, +1870

Bertha Martha Marie Siemon *1848

Ernst Gustav Carl Siemon *1849

Emil Gustav Carl Siemon *u. +1850

Erich Gottlieb Conrad *1851

 

Kinder 2. Ehe geboren in Darsin:

Karl Julius Theobald SIEMON *01.07.1855

Albert Heinrich Siemon *25.06.1857 Alt Darsin

Ida Albertine Elisabeth Siemon *10.06.1859 Alt Darsin.

Otto Friedrich Wilhelm Siemon *18.05.1861 Alt Darsin

Alma Albertine Auguste Siemon *02.06.1865 Alt Darsin

Martha Charlotte Ida Siemon *19.11.1868 Alt Darsin

 

1860 Darsin erwarb der Lehrer, in Gütergemeinschaft mit seiner Ehefrau geb. Birr eine Parzelle vom Halbbauernhof Nr. 6, dessen Eigentümer Halbbauer Albert Kuschel war. Hier errichtete die Familie ihren eigenen Wohnsitz.

Dieses Mal hatte Julius mehr Glück, seine 2. Ehefrau überstand die mehrfachen Geburten gut – tatsächlich überlebte sie sogar ihren Ehemann. Das Eigentum in Darsin wurde 1893 an die Tochter Ida weiter gegeben. Sie hat die Familientradition der Lehrerfamilie durch Verheiratung mit dem Lehrer Eduard Woyczeschke fortgesetzt. Die Eheleute Siemon zogen nach Stolp in die Blumenstraße 22, wo Julius um 1898 verstarb. Die Witwe Siemon, geb. Birr überlebte ihren Ehemann trotz der vielen Schwangerschaften und Geburten. 1901 erhielt sie Besuch aus Amerika. 1870 war ein Teil der Birr-Familie nach Kankakee, IL, Amerika ausgewandert, so auch ihr Bruder Heinrich August Birr (1829-1875). Seine Tochter Bertha Therese Amanda war mit Ehemann Albert Schneider gekommen und sie statteten auch den Verwandten in Darsin einen Besuch ab. Dabei entstanden einige Fotos und ein kleiner Reisebericht von Albert Schneider:

 

„10.08.1901: Wurden in Potangow von Herrn und Frau Woyzischke erwartet und fuhren mit dem Wagen nach Darsin, ein uriges, ordentliches kleines norddt. Dorf. Hatten Mittagessen und wurden um das Haus und Garten geführt. Trafen Onkel Ferdinand Birr und seine Frau. Nach dem Abendessen besuchten wir Lindstedts.

11.08.1901: Karl und Emma Lindstedt kamen mit Wagen vorbei und nahmen uns und Onkel Ferdinand mit zu Albert Klicks, Müller (?). Hatten Mittagessen und Kartoffelschnaps. Dann ging es weiter nach Kurzweil und dem ehemaligen Zuhause von Berthas Eltern.“

 

2. Mann rechts von der Tür: Lehrer Eduard Woyczeschke. Etwas unterhalb links von der Tür der Besuch aus Amerika: Bertha Therese Amanda Schneider, geb. Birr.

Lehrer Eduard Woyczeschke

Eduard Johann Ludwig Woyczeschke *1862 war 1886 als Lehrer in Dombrowe tätig. Am 16. April 1886 heiratete er die Lehrertochter Ida Albertine Elisabeth Simon aus Darsin. In den nächsten Jahren unterrichtete er in Neu Jugelow, wo auch die ersten 4 Kinder geboren wurden. 1893 übernahm die Familie den Besitz des Lehrers Julius Siemon in Darsin; Eduard Woyczeschke wurde nun Lehrer in Darsin. Weitere Kinder kamen hier zur Welt. Allerdings starben auch 2 der bereits in Neu Jugelow geborenen Kinder 1893/94 jung an Jahren.

 

Kinder der Familie:

Meta Wilhelmine Henriette Woyczeschke *1889 Alt Jugelow.

Hedwig Minna Ida Woycheschke *04.05.1890 Alt Jugelow

Martha Marie Clara Woyczeschke *25.10.1891; +12.02.1894 Alt Darsin

Minna Auguste Alma Woyczeschke *11.12.1892; +04.08.1893 Alt Darsin

Paul Walter Alfred Woyczeschke *20.01.1895 Darsin

Otto Willy Erich *15.01.1896 Alt Darsin, ~24.01.1896 Darsin

50jährig verkaufte die Lehrerfamilie Woyczeschke 1912 den Besitz an Carl Rettke.

1937 weist das Adressbuch Eduard Woyczeschke als Lehrer a.D. in Stolp in der Ernst-Moritz-Arndt-Str. 17 aus, 1938 starb er in Stolp. Seine Ehefrau Ida verstarb 2 Jahre später ebenfalls in Stolp.

 

Für 1895 wird als Schulvorsteher noch der Stellmachermeister Carl Voss in Alt Darsin genannt.

1897 starb in Neu Darsin die Lehrerwitwe Emilie Mielke *err. 1814.

Lehrer Alfred Burgmann und Arthur Johannes Karl Burgmann:

In Darsin sind zwei Lehrer des Namens Burgmann verzeichnet:

Alfred Burgmann *unbek., wh. 1836 Darsin, Lehrer

Arthur Johannes Karl Burgmann *20.10.1895 in Mickrow. 1909 besuchte er das Lehrerseminar Rummelsburg und 1925 war er als Lehrer in Zitzewitz tätig. Zu diesem Zeitpunkt heiratet er Margarethe geb. von Malottki *21.06.1903 Klein-Tuchen. Tochter Isolde wurde am 24.09.1930 in Darsin geboren. Die Lehrerfamilie, wohl als besonders gefährlich von den neuen Machthabern angesehen, wurde des Dorfes verwiesen und erhielt als erste Familie Ausreisepapiere. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Familie in Leverkusen ansässig

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