Wirtschaftliche Entwicklung

Wirtschaftsdaten aus den Pommerschen Güteradressbüchern
Wirtschaftsdaten aus den Pommerschen Güteradressbüchern
Bis auf ein paar Familienbetriebe (Bauern, Einzelhandel, Gasthof, Bauunternehmer, Lehrer, Poststelle, Schneider) arbeitete der größte Teil der Dorfbevölkerung Bornzins für den Gutsbetrieb der Familie von Zitzewitz und war somit der größte Arbeitgeber in der Gemeinde.
 
Das Rittergut war von seine Größe und den wirtschaftlichen Teilbereichen so gut aufgestellt, das es autark wirtschaftlich überleben konnte. Dieses Merkmal sollte sich besonders stark nach Ende des 2. Weltkriegs zum Vorteil zeigen. In einer sicherlich wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit konnte das Gut ohne große Einschnitte unter weiterhin deutscher Leitung bis 1957 gute wirtschaftliche Erträge einfahren.      
 
Das Rittergut besaß eine sehr moderne Gebäudeinfrastruktur die in den 1920er Jahren teilweise erneuert wurde und umfasste die Teilbereiche Land- und Forstwirtschaft, Brennereiwesen sowie Schweine-, Schaf- und Rinderzucht inklusive Milchwirtschaft. Neben den Zuchttieren waren ca. 50 Pferde auf dem Gut, die in der Landwirtschaft als Zugtiere für Gespanne zum Einsatz kamen. 

In den Kuh- und Schweineställen die in den 1920er Jahren erneuert wurden, waren moderne Lohrensysteme eingebaut, die das Arbeiten in den Ställen sehr erleichterten. Neben den „Produktionsanlagen“ gab es auf dem Gutsgelände auch noch die Verwaltung, Schmiede, Waage sowie eine Stellmacherei.

 

Die auf dem Gutgelände gelegene Brennerei verarbeitete Kartoffeln zu hochprozentigem Spiritus. Die jährliche Brennleistung lag bei ca. 200000 Litern reinsten Alkohol. Geleitet wurde die Brennerei vor und nach dem Krieg durch den Brennermeister Adalbert Schliep. Neben der Brennerei befand sich im Hauptgebäude auch noch eine Kartoffelflockenfabrik, die unter anderem die nötigen Rohstoffe für die Brennerei zulieferte. Jedoch der größte Teil der Flockerei wurde für Erstellung sehr nahrhaften Futtermittel verwendet. Auch hier ist wieder das gute Beispiel eines ganzheitliche Ansatzes erkennbar, weitestgehend autark aufgestellt zu sein. Die Rohstoffe wurden angebaut, aufbereitet und zu neunen Produkten verarbeitet. Der produzierte Alkohol der Brennerei wurde in bestimmten Abständen unter Zollaufsicht in 200 Liter Fässer umgefüllt und für die weitere Verarbeitung in den Handel gegeben.
 
Die Gesamtbewirtschaftung des Ritterguts unterstand dem Inspektor. In seiner Funktion übernahm er die Steuerung, Planung und Kontrolle jeglicher Arbeitsabläufe auf der Gutsanlage und war somit direkt für den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. In der Gutsstruktur stand der Inspektor zwischen der Gutsbesitzerfamilie von Zitzewitz und dem Hofmeister. Letzter Inspektor auf  Rittergut Bornzin war mit kurzer Unterbrechung von 1941 bis 1957 Hubert Mahn.
 
Eine der vielen Funktionen des Hofmeisters – die rechte Hand des Gutsinspektor - bestand unter anderem darin, die Hof- und Landarbeiter des Gutes jeden Morgen zur täglichen Arbeit einzuteilen und die Arbeitstätigkeiten zu überwachen. Die Einteilung erfolgte nachdem eine Sirene den Beginn der Arbeit signalisierte. Diese war im ganzen Bereich des Dorfes gut zu hören und markierte somit Arbeitspausen sowie Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit. Sollte einmal die Sirene nicht funktionieren wurde ein aufgehängter Pflugschar für die Signalisierung verwendet. 
Nicht nur der Hofmeister (nach 1945 Albert Kabs) stand im direkten Kontakt mit dem Gutsinspektor, sondern auch die Leiter der einzelnen Teilbereiche – Schirrmeister (Leiter des Fuhrpark inkl. aller Pferde), Schweizermeister (Leiter der Rinder- und Milchwirtschaft), Stellmachermeister (nach 1945 Herr Groth), Schmiedemeister (nach 1945 Herr Golchert), Gutsgärtner und Brennermeister (nach 1945 Herr Schliep).
 
Bornzin war über eine Buslinie mit der Stadt Stolp verbunden. Bis Oktober 1936 hielt der Autobus der Kreisbahn einmal täglich in Bornzin. Ab dem 1. November 1936 trat eine Verbesserung der öffentlichen Verkehrsverbindung ein. Die Postverwaltung Stolp übernahm die Autobusverbindung und fuhr 2 Mal täglich Bornzin an. Die Haltestelle im Dorf lag in Höhe der Post.   
 

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