Gesellschaftliches und politisches Leben

Freiwillig Feuerwehr

 
Im März 1938 beschloss die Gemeinde Bornzin in einer öffentlichen Versammlung eine freiwillige Feuerwehr zur Brandbekämpfung ins Leben zu rufen.
Auf der Versammlung, die in den Räumen der Schule stattfand, wurde die neue freiwillige Feuerwehr mit einer Stärke von 20 Personen gegründet. Einberufen und geleitet wurde die Versammlung durch den Amtsvorsteher Adalbert Schliep. Die einzelnen Funktionen und Aufgaben der Feuerwehr wurden im Versammlungsverlauf mit nachfolgenden Namen festgelegt:
 
- Feuerwehrführer: Artur Schmeling (Monteur)
- Stellvertretender Feuerwehrführer: Erich Pflugradt (Bauunternehmer)
- Schrift- und Kassenwart: Max Bewersdorff (Lehrer)
- Gerätewart: Paul Räßler (Maurer)
 
Nachdem der zur Versammlung geladene Kreisbrandmeister des Landkreises Stolp über die Organisation des Feuerlöschwesens unterrichtet hatte, beschloss die Versammlung, dass für die Gemeinde 3,5 Löschzüge für die schnelle Brandbekämpfung benötigt werden.
Diese übernahmen die Wehr in den einzelnen Ortschaften der Gemeinde Bornzin. Der erste Löschzug unter der Leitung von Schmiedemeister Golchert übernahm die Brandwehr in Bornzin. 2. Löschzug unter der Leitung von Max Glumm für Labüssow. Löschzug 3 übernahm die Ortschaft Dumröse (Löschzugführer Monteur Wilhelm Krauzug). Der verkleinerte halbe Löschzug war für Klein Dübsow vorgesehen und wurde von Hofmeister Albert Kabs geleitet. Am Ende der Versammlung wurde die Anschaffung einer kleinen Motorspritze für die neue freiwillige Feuerwehr in Aussicht gestellt.
 
Im letzten Kriegsjahr (1945) besetze die russische Armee mehrere Großgüter im Kreis Stolp mit den dazugehörigen Dörfern. Auch Bornzin teilte diese Schicksal, Dorf und Gut wurden unter russische Verwaltung gestellt. Der größte Teil der deutschen Dorfbevölkerung wurde durch die russische Armee in Bornzin festgehalten, damit der Gutsbetrieb weitergeführt werden konnte. Der so gesicherte Betriebsfluss der Güter in der Region um Stolp wurde für die Versorgung des Militärs dringend benötigt.
1950 ging die Verwaltung des Dorfes an die polnischen Behörden über. Da zu diesem Zeitpunkt weiterhin ein großer Teil der deutsche Dorfbevölkerung im Dorf wohnte, wurde durch die polnische Verwaltung und entsprechender Bemühungen der Dorfbevölkerung, für die Kinder des Dorfes eine entsprechende Schulbildung zu sichern, noch im selben Jahr ein deutschsprachige Schule eröffnet. Diese blieb bis kurz vor Ende der 50er Jahre bestehen.
Fast alle deutschen Familien verließen im Rahmen der durch die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer mit Polen vereinbarten Familienzusammenführung von 1956 bis 1958 das Dorf und siedelten in die Bundesrepublik Deutschland und die DDR über.
Vor 1945 war Bornzin dem Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin zugeordnet. In Folge des Zweiten Weltkriegs wurde die ganze Region dem Staat Polen zugeordnet. Von 1975 bis 1998 gehörte der in Borzęcino umgenannte Ort zur Woiwodschaft Słupsk (Stolp).

Erntefest

 

Wie wir aus dem Buch von Frau Professorin Ingeborg Weber-Kellermann „Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts“ erfahren können, war die Tradition, Erntefeste zum Abschluss einer Erntezeit in der Landwirtschaft zu feiern, nicht durchgängig in Pommern vertreten. Die Tradition des Erntefestes lag eher auf den größeren Gütern beheimatet. Bauern und kleinere Güter reichten oftmals anstelle eines Erntefestes nur eine bessere Mahlzeit zum Abschluss einer erfolgreichen Ernte. In Bornzin, das durchweg zu den größeren Gutsanlagen gezählt werden darf, wurde das Erntefest in seiner Tradition jährlich ausgiebig gut gefeiert.

Der Brauchtum dieser Feste liegt in der tiefen Verbundenheit der Landbevölkerung in die Heimat, gepaart mit dem über Jahrhunderte übermittelten Aberglauben und der Beobachtung des Naturgeschehens im Jahresverlauf.
 
Aus dem Buch von Frau Weber-Kellermann ist weiterhin zu erfahren, dass an dem Festtag die Unterscheide der Stände aufhörten und der Gutsherr den Dank an die Arbeit erstattete. Der Lohn und die Dankbarkeit für die Erntemühen wurden gemeinsam mit diesem Fest zum Ausdruck gebracht. Aus einem Artikel der Stolper Rundschau von 1936 können wir folgendes über die Bornziner Erntefestefeierlichkeiten erfahren.

Mit Marschmusik führte Hofmeister Köplin den langen Zug der Betriebsangehörigen durch das Dorf zum Gutshaus. Dort angekommen, wurde die Erntekrone feierlich an die Betriebsführerin mit vielen guten Wünschen überreicht. Ansprachen der Gutsbesitzerin von Zitzewitz und des Hofmeisters drückten der Betriebsmannschaft Ihren Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit aus. Anschließend wartete der glatte Holzboden des Speichers auf die Festgemeinde, wo bei Freibier - dem sogenannten Kranzbier - und Kaffee gefeiert wurde. Bei ausgelassener Stimmung wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt.

In den 1950er Jahren waren die Feierlichkeiten zum Erntefest auf dem Gut nicht mehr so ausgeprägt. Gefeiert wurde jetzt anstelle des Speichers im Schlosssaal, da dieser nicht mehr anderweitig genutzt wurde.

Zusätzlich zu den Erntekronen, band man in Bornzin aus der letzten Garbe der Getreideernte eine Puppe – den „Alten“. Nach altem Aberglaube stellte diese Puppe den „Kornteufel“ dar, der sich in dem letzten stehenden Korn versteckt hält. Diese Puppe wurde ebenfalls im Rahmen der Erntefeierlichkeiten dem Gutsbesitzer überreicht. Aus dem Buch „Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts“ ist ebenfalls zu entnehmen, dass der Reim bei der Übergabe des „Alten“ wie folgt in Bornzin endete.
 
…. Ich werde den gnädigen Herrn bitten,
Er wird sich bequemen
Und mir den Alten abnehmen!“
 
Die Strohpuppe wurde dann während der weiteren Festlichkeiten verbrannt.
 
Doch woher kommen diese Bräuche um das das Erntedankfest. Ein Blick in die Vergangenheit bringt hier einigen Aufschluss.
Odin oder germanisch auch Wodan genannt ist aus den alten germanischen Überlieferungen der Gott der Kriege, Toten und Herbststürme. Die allseits verbreiteten Volksbräuche, die zum größten Teil auf heidnische Kulte diverser Volksstämme zurückgeführt werden können, beziehen sich wie im Fall des Erntefestes auf Deutungen von Wodan. Da in ihm der Gott der Stürme gesehen wurde, fiel Odin eine wichtige Rolle bei den Herbstfesten/Erntefesten zu. Im germanischen Sprachraum wurden Odin zu Ehren, bei den Festen Bier als Trankopfer ausgegeben und Tänze ausgeführt. Es ist anzunehmen, dass diese Opfer zum Schutz der Ernte in Richtung des Ernte-Gottes (Herbst Gottes) erbracht wurden. Diese heidnischen Kulte strahlen in vielen Bestandteilen wie oben berichtet bis in die gegenwärtigen Bräuche.
 
Ein weiterer Bestandteil der Bornziner Erntebräuche war das „Binden“ auf dem Felde. Nachdem das erste Korn der anstehenden Ernte gemäht und gebunden wurde, musste jeder, der das Feld betrat, sich „binden“ lassen und solch Bindung dann mit einem „Lösegeld“ freikaufen. Das Binden wurden von dem „Vormädchen“ - der Binderin hinter der ersten Sense – ausgeführt. Bei dieser Zeremonie wurde ein entsprechender Reim aufgesagt der noch in alten Unterlagen vorhanden war und wie folgt lautete:
 
Als ich des morgens zur Arbeit ging,
die Lerche an zu singen fing,
sie sang bis in den hellen Tag
bis das Fräulein Nettie (Gutsbesitzerin) kommen mag.
Ich binde dieses schöne Band
um Fräulein Nettie's zarte Hand,
ich binde nicht zu los und nicht zu fest
das Band lässt sich lösen aufs allerbest.
Ich binde nicht um Bier und Brandwein
sondern nur um die Ehre allein

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