Besitzfolge Mühle in Klein Silkow

Familie Johann Gottfried Ruths, *25.12.1816 in Notzkow Kr. Schlawe, +15.12.1894 in Klein Silkow Kr. Stolp, Jäger und Mühlenbesitzer der Wassermühle am Mühlenbach Klein Silkow. Diese Mühle hatte er nach dem frühen Tod seiner 1. Ehefrau Charlotte Wilhelmine Zoschke, *18.08.1823 in Wendisch Plassow Kr. Stolp, +31.12.1864 in Klein Silkow Kr. Stolp weiterbetrieben in Gütergemeinschaft mit seiner 2. Ehefrau Friedericke Ketelhut, *1826, +20.02.1896 in Klein Silkow Kr. Stolp (hinter Gottfried Ruths) und an den gemeinsamen Sohn Mühlenmeister Paul Rutz verkauft, *14.07.1866 in Klein Silkow Kr. Stolp, oo26.09.1893 mit Therese Mathilde Elisabeth Manske aus Ritzow Kr. Stolp.

 

Paul Rutz hat dann die Wassermühle offensichtlich auf Grund der Auflassung vom 04.07.1898 an den Mühlenbesitzer Richard Wendt aus Klein Silkow verkauft, der sie in Gütergemeinschaft mit Bertha Albrecht weiterhin betrieben hat.

 

Das Kind neben dem Mühlenbesitzer Johann Gottfried Ruths (mein späterer Urgroßvater väterlicherseits) ist seine mit 1. Ehefrau gezeugte Tochter (meine spätere Großmutter väterlicherseits) Alwine Mathilde Emma Rutz, *21.04.1862 in Klein Silkow, oo27.11.1886 mit Zimmermann (Platzanweiser) Christian Meissner aus Haintgen im Taunus Kr. Limburg a.d.Lahn, +15.02.1941 Berlin-Wilmersdorf.

Alwine Mathilde Emma Rutz wurde 1877 vom bei Mühlenbesitzer Johann Gottfried Ruths angestelltem Müllergesellen August Heinrich Ketelhaut geschwängert und gebar aus dieser unehelichen Verbindung eine Tochter Anna Maria Rutz (später Anna Mathilde Rutz), *21.11.1878 in Podewilshausen Kr. Stolp. In der Lebensauffassung des Mühlenbesitzers Johann Gottfried Ruths, der ein sehr frommer, gottesfürchtiger Mann war, war dies zu damaliger Zeit in dorfgesellschaftlicher Gemeinschaft für ihn ein nicht hinzunehmender Tatbestand. Er verjagte den ihm Schande gebrachten Müllergesellen August Heinrich Ketelhaut vom Mühlenhof und verwies die eigene Tochter und nun Mutter Alwine Mathilde Emma Rutz aus dem Haus. Sie ging schon vor ihrer Niederkunft in das nachbarliche Kirchdorf Podewilshausen Kr. Stolp, in dem ihr der Eigenthümer Julius Rahn ein tatkräftiger Geburtshelfer war und der nur 16jährigen Frau für die folgende Zeit Aufnahme und Anstellung als Köchin gab. Das neugeborene Kind Anna Maria Rutz ist offensichtlich vom Mühlenbesitzer Johann Gottfried Ruths aufgenommen und großgezogen worden, denn das Kind wurde laut Kirchenbuch Quackenburg / Konfirmanden 1863-1893 im Jahr 1892 mit Wohnort Klein Silkow Kr. Stolp konfirmiert, zu der Zeit seine Tochter in Berlin schon verheiratet war. Warum er aber eine unbekannte Frau namens Ketelhut als zweite Ehefrau nahm, bleibt bislang unerklärlich.

 

Alwine Mathilde Emma Rutz wurde von der Dorfgemeinschaft Podewilshausen offenbar willkommen aufgenommen und da sie als fromme Frau Kirchgang nicht scheute, hatte sie auch Kontakt zum Küster und Lehrer Carl August Hermann Lietz (meinem späteren Großvater mütterlicherseits). Diese heutigen Verwandtschaftsverhältnisse ergaben sich aus dem Wohlgefallen der seinerzeit elternlos gewordenen Alwine Mathilde Emma Rutz im Dorf Podewilshausen. Als sie um ca. 1880 – 1882 nach Berlin ging, um sich dort sicher ein neues Leben aufzubauen, heiratete sie, wie o.g., den Zimmermann Christian Meissner, mit dem sie unter weiteren 5 Kindern auch einen Willy Paul Erich Meissner (meinen Vater) hatte, *21.06.1891 in Berlin-Tiergarten, +02.05.1977 in Berlin-Charlottenburg. Dieser geriet als Gefreiter des preußischen Garde-Regiments zu Fuß zu Ende 1914 in französische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1919, aus Frankreich fliehend und bei Offenburg über den Rhein schwimmend, in die Heimat zurück. Als Bilanz-Buchhalter wollte er eine Familie gründen und folgte so dem Rat seiner Mutter Alwine Mathilde Emma Rutz, die ihm riet, sich im Dorf Podewilshausen in Pommern doch die Lehrerstochter Frieda Anna Elisabeth Lietz (meine spätere Mutter) anzusehen. Diese habe ihren Verlobten Unteroffizier und Offiziersanwärter Lehrer Theodor Otto Julius Balke 1916 in Frankreich an der Somme verloren. Als Folge dieser Reise heiratete Willy Paul Erich Meissner am 27.12.1921 die Lehrerstochter Frieda Anna Elisabeth Lietz (meine Eltern) in der Podewilshausener Kirche unter Küster und Lehrer Carl August Hermann Lietz und im Standesamt Klein Silkow.

Doch auch Müllergeselle August Heinrich Ketelhaut (nun Ketelhut), *13.09.1858 in Grünwalde Kr. Rummelsbg, +19.09.1932 in South Haven, Mi / USA erwies sich nach Jahren als gewissenhafter Vater. Nachdem er ca. 1880 aus Pommern nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert war, arbeitete er in einer Klavierfabrik als Zimmermann in der Stadt South Haven im Staate Michigan am Michigan See. In der nahegelegenen Stadt Berrien heiratete er am 13.02.1882 in seiner 1. Ehe die ebenfalls aus Pommern eingewanderte Bertha Marutz, *29.05.1855 in Pommern, +20.10.1919 in South Haven, Mi / USA, mit der er 7 Kinder hatte, die alle in South Haven, Michigan / USA geboren wurden. Nach dem Tode seiner 1. Ehefrau nahm er in der Inflationszeit des Deutschen Reiches durch Paketpost zu Weihnachten 1922 an seine Tochter Anna Maria Rutz einen ersten Kontakt auf und besann sich derart seiner Vaterpflicht. Er heiratete in seiner 2. Ehe am 13.05.1926 in South Haven eine ebenfalls eingewanderte Witwe Pauline Streich geb. Pyorsch (Pygosch), *30.09.1863 aus Deutschland , +18.04.1952 in South Haven, Mi / USA, mit der er noch eine Tochter hatte.

 

(Erinnerungen von Harry Meißner)

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