Einführung

Bereits 100 Jahre vor dem 30-jährigen Krieg sind in der Stadt Stolp Soldaten nachgewiesen. Aus einer Festlegung der Kriegsdienstpflichten durch den Herzog vom 2. Oktober 1523 geht die Verpflichtung der Stadt hervor, " 100 Man tho Vote Darunder 70 spete 15 hellebarden und 15 Busschen, Dar tho 15 perde gerustet myt speten" zu stellen [1].  Die 100 Mann zu Fuß, davon 70 bewaffnet mit Spießen, 15 mit Hellebarden und 15 mit Büchsen haben nach heutigen Maßstäben die Stärke einer Infanteriekompanie. Verstärkt werden sie durch eine Abteilung mit 15 Reitern, die mit Spießen ausgerüstet sind. Diese Streitkräfte mussten bei Fehden und im Kriegsfall dem Landesherrn zur Verfügung gestellt werden. Die Waffen mussten also angeschafft und gelagert werden, die Mannschaft musste sicher auch ausgebildet werden, wenn auch nicht so oft und intensiv, wie es nötig gewesen wäre.


Aber von einer Garnison Stolp konnte man zu dieser Zeit noch nicht reden. Eine Garnison bedeutet die ständige Stationierung von militärischen Einheiten, also im heutigen Sinne der Truppenstandort. Die Notwendigkeit zur ständigen Unterbringung von Soldaten entstand erst nach dem 30-jährigen Krieg bei der Bildung des stehenden Heeres. Die dauernde Unterbringung von ganzen militärischen Einheiten in den Städten, und auch die Einführung einer Art Mehrwertsteuer, Akzise genannt, waren zwei Instrumente, die den notwendigen Wiederaufbau der staatlichen Strukturen und der Wirtschaft nach dem Krieg wirkungsvoll förderten. Nach anfänglicher Skepsis erkannten die Städte sehr schnell, wie segensreich sich die fest stationierten Soldaten auf den wirtschaftlichen Aufschwung auswirkten. Kasernen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Offiziere, Soldaten und Pferde waren privat untergebracht. Soldaten, die ein Handwerk erlernt hatten, konnten in die Dienste von Handwerksmeistern treten, bei denen sie meist auch einquartiert waren. Erst im 19. Jahrhundert wurde die militärische Infrastruktur mit Verwaltungsgebäuden, Kasernen, Ställen, Schießständen und Exerzierplätzen nach und nach ausgebaut.

 

In den folgenden Beiträgen soll nicht die Geschichte der in Stolp stationierten Truppenteile behandelt werden. Dies ist an anderer Stelle bereits eingehend beschrieben. Es soll vielmehr der Schwerpunkt auf den Wechselwirkungen zwischen den Soldaten, den Bürgern und dem Magistrat der Stadt liegen.

 

Quellen:

[1] Uebersichten herzoglicher und bischöflicher Vasallen und ihrer sowie der Städte Kriegsdienstpflichten aus dem sechzehnten Jahrhundert, in: Klempin, Robert u. Kratz, Gustav (Hrsg.): Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert, Berlin 1863, S. 176

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